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[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Mein erstes Jahr als Gesellin (Serie): Sie ist eine Frühaufsteherin. Machte ein Einser-Abitur. Vielleicht hätte es für ein Medizinstudium gereicht. Sie aber macht eine Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin. Heute ist Jasmin Parschat aus Templin bereits Mitglied der Prüfungskommission. [/vc_column_text][vc_single_image image=“124325″ img_size=“large“][vc_column_text]Ich komme aus Templin. Mein Abi habe ich aber in Oranienburg gemacht. Was für mich schon damals hieß: früh aufstehen. Um fünf Uhr dreißig ging mein Zug. Da haben sich andere noch im Bett umgedreht. Ob ich damals schon wusste, was ich werden wollte? Eigentlich nicht. Tierärztin vielleicht. Wäre drin gewesen. Ich war eine Einser-Schülerin. Also: alles war offen. Nur Handwerk, nein, das war nicht wirklich dabei.

Obwohl. Mein Papa bastelte gern an Autos. Was ein Schraubendreher oder ein Wagenheber ist, wusste sich schon früh. Ob im Gymnasium mal darüber gesprochen wurde, dass man auch mit Abitur eine Berufsausbildung machen könnte? Nein. Aus meinem Jahrgang bin ich eine der wenigen, die eine Berufsausbildung gemacht haben.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124326″ img_size=“large“][vc_column_text]

„Ich fand über eine Einstiegsqualifizierung in meinen Traumberuf“

Was du nach dem Abi machst, hat ja immer auch mit dem Druck zu tun, der von deinem Umfeld auf Dich ausgeübt wird. Welchen Stellenwert Leute, die noch mit den Händen arbeiten, im Elternhaus genießen. Welche Wertschätzung einer solchen Arbeit entgegengebracht wird. Wenn dir von klein auf vermittelt wird, du musst studieren, damit was aus Dir wird, ist damit nicht schon eine Art Abwertung anderer Berufe verbunden? Zum Glück war das in meiner Familie nie der Fall. Mein Vater ist Geselle im Elektrohandwerk, meine Mutter gelernte Schneiderin.

Mir ging es wie so vielen. Ich wusste einfach nicht, für welches Studium ich mich entscheiden soll. Also entschied ich: Machste erstmal eine Berufsausbildung. Aber die Bewerbungsfristen waren schon abgelaufen. Das Jobcenter machte mich auf die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung aufmerksam. Die machte ich beim LG Fahrzeugservice und stieg danach gleich ins zweite Lehrjahr ein.

Ob man es als Frau in diesem Beruf schwerer hat? Klar, es gibt Männer, die einen regelrecht anstarren. Da muss ich mir schon auf die Lippen beißen. Wir sind doch hier nicht im Zoo! Dann gibt es Kerle, die mir erklären wollen, wie ich meinen Job machen soll. Da sag ich schon mal zu meinem Meister, übernimm du, sonst flippe ich aus. Frauen hingegen sind froh, mich hier zu sehen.[/vc_column_text][vc_column_text css=“.vc_custom_1620717183810{padding-top: 1em !important;padding-right: 1em !important;padding-bottom: 1em !important;padding-left: 1em !important;background-color: #d1e3f6 !important;}“]„Wenn Kerle mir erklären, wie ich meinen Job machen soll, könnte ich ausflippen“

Jasmin Parschat, Kfz-Mechatronikerin

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„Du kannst dich nicht hinter den Barrikaden verstecken“

Mein Chef hat mir immer Verantwortung übertragen. Ich war schon baff, als er eines Tages kam und fragte, ob ich im Prüfungsausschuss der Innung mitarbeiten möchte. Dazu musste ich den Ausbilderschein machen. Dort ist man froh, eine junge Gesellin zu haben, die sich mit modernen Diagnosetools wie Oszilloskope bestens auskennt. Auch bei Lehrgängen bin ich oft die einzige Frau. Ich schaue mich um und frage mich: Warum ist das so?

Mein Ziel ist klar: ich will Meisterin werden. Ich spüre sehr deutlich, dass wir uns inmitten einer technischen Revolution befinden. Da kannst du dich nicht hinter den Barrikaden verstecken. Du musst dich Neuem stellen. Die Codierung von Steuergeräten z.B. ist so kompliziert, dass man dafür schon mal einen Arbeitstag braucht. Auch die Elektromobilität erfordert neue Kenntnisse und für die Betriebe Zertifizierungen. Stichwort: Hochvolttechnik. Und damit meine ich nicht nur den Stecker im Auto zu ziehen. Die Reparatur von Elektroautos wird ein signifikantes Geschäftsfeld werden.

Ob ich das gut finden soll? Ich bin nicht sicher, ob das Elektroauto eine gute Antwort auf die Probleme ist. Das Endprodukt ist sicher klimafreundlicher, als herkömmliche Autos. Aber was ist mit dem ökologischen Fußabdruck seiner Einzelteile? Ich bin jedenfalls froh, dass es noch alte Autos gibt mit richtigen Motoren. Die würden mir fehlen. Die sind meine Leidenschaft. Die nächste Generation wird sie vielleicht nur noch im Museum oder zugelassenen Oldtimern erleben.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]LG Fahrzeugservice UG
Zehdenicker Str. 30A
17268 Templin[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.lg-fahrzeugservice.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]03987 7029736[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_single_image image=“124114″ img_size=“large“ onclick=“custom_link“ link=“/deutsches-handwerksblatt-hwk-frankfurt-oder-region-ostbrandenburg/“ css=“.vc_custom_1619590970957{margin-bottom: 0px !important;padding-top: 2em !important;padding-bottom: 0px !important;}“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-arrow-circle-right“]Erschienen im Deutschen Handwerksblatt 04-2021[/vc_message][/vc_column_inner][/vc_row_inner][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Meisterjubiläum: Nach 50 Jahren als Meister denkt KFZ-Elektriker Siegfried Puls aus Güldendorf darüber nach, kürzer zu treten. Lange engagierte er sich in der KFZ-Innung Frankfurt Süd. Die hatte nach 1990 120 Mitglieder. Mit Unruhe beobachtet er, dass immer weniger Betriebe sich in der Selbstverwaltung des Handwerks engagieren.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124104″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Ein halbes Jahrhundert im Meisterstand. Wie fühlt sich das an?

Siegfried Puls: Ein wenig bedrohlich. Finden Sie nicht? Irgendwie fühlt man sich wie ein Dinosaurier. Die sind ja bekanntlich ausgestorben. Aber ich bin noch da.

DHB: Jahrzehntelang hatten Sie mit der Elektrik von Verbrennungsmotoren zu tun. Hätten Sie gedacht, dass Sie nochmal eine technische Revolution erleben werden, wie die E-Mobilität?

Siegfried Puls: Mit den Revolutionen ist das so eine Sache. Es gibt gute. Und es gibt schlechte. Das Dumme ist, dass erst die Geschichte darüber urteilt, was Revolutionen gebracht haben. Mit den E-Autos wird es das Gleiche sein.

DHB: Haben Sie schon mal in einem E-Auto gesessen. Das leise Anrollen. Die Beschleunigung eines Tesla…

Siegfried Puls: …das viele bling, bling im Cockpit. Ja, ja ich weiß, dass man sich da schon mal als Astronaut der Straße fühlen kann (lacht). Sicher ist das Elektro-Auto eine faszinierende Technik. Eine technische Revolution ist es nicht. Batteriebetriebene Autos gibt es schon lange. Wenn auch als Spielzeug im Kinderzimmer. Jetzt sind sie nur eine Nummer größer und wir sitzen drin. Und haben noch eine Menge Herausforderungen zu meistern.

DHB: Was meinen Sie?

Siegfried Puls: Am Anfang ließen uns die Firmen nicht mal an Hybrid-Fahrzeuge ran. Wir durften die stilllegen, dann wurden die Fahrzeuge abgeholt und die Kunden warteten ewig auf ihre reparierten Fahrzeuge. Mit den Elektroautos ist es ähnlich. Vieles ist ungeklärt. Was ist bei einem Unfall? Feuerwehr und Rettungsleute trauen sich an die Autos bis heute nicht richtig ran. Was, wenn das Ding unter Strom steht? Wie kriegen sie Verletzte da raus? Wie und mit was löscht man, wenn es brennt? Da ist eine Menge Ausbildung und zusätzliches Wissen notwendig.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124105″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

„Der ökologische Fußabdruck eines E-Autos ist im Moment nicht besser, als der eines anderen PKW“

DHB: Welche Herausforderungen sieht der KFZ-Elektrikmeister?

Siegfried Puls: Na ja, zuerst mal die, die alle sehen: Wir KFZ-Elektriker werden mehr zu tun bekommen und wahrscheinlich bald KFZ-IT-Experten beschäftigen müssen. Genau genommen sind das ja keine Autos mehr, sondern Computer auf vier Rädern. Viel Steuerungs- und Regelungs-, wenig Antriebstechnik. Die Ausbildung der KFZ-Spezialisten der Zukunft wird sich radikal ändern. Die Frage wird nicht sein, wie repariert man einen Verbrennungsmotor, sondern was mache ich mit einem Elektromotor oder einer Batterie, die nicht mehr will.

DHB: Klingt nicht begeistert?

Siegfried Puls: Ich bin Pragmatiker. Und noch nicht sicher, ob die E-Autos wirklich etwas zum Klimaschutz beitragen können. Das tun, glaube ich, eher kluge Verkehrskonzepte mit dem Ziel weniger Autos zu produzieren, die dann aber effektiv zu nutzen. Im Moment ist der ökologische Fußabdruck eines E-Autos nicht viel besser als der, herkömmlicher Fahrzeuge. Wenn wir vom ökologischen Fußabdruck reden, darf man ja nicht nur auf das gucken, was aus dem Auspuff kommt.

DHB: Als Sie geboren wurden, kannte man noch nicht einmal den Begriff Ökologie?

Siegfried Puls: Stimmt, ich bin 1945 geboren. Im Februar.

DHB: Das war ein eisiger Winter.

Siegfried Puls: Ja, und meine Mutter musste nach meiner Geburt flüchten. Ein Treck wurde zusammengestellt. Hinter Beeskow war ich schon blaugefroren. Der Treck wurde geteilt. Wir kamen Eichwalde. Das war unser Glück. Denn von den anderen, die nach Halbe geschickt wurden, kam kaum einer zurück.

DHB: Wann kam ihre Mutter wieder nach Hause?

Siegfried Puls: Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung. Güldendorf bestand damals ja nur aus wenigen Höfen, war nicht so dicht bebaut wie heute. Zwei Jahre später kam mein Vater aus dem Krieg zurück. Er lebte noch 14 Tage. Dann starb er an Typhus. Ich habe keinerlei Erinnerung an ihn. Ich war noch zu klein.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124106″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

„Der Lehrmeister passte auf, dass wir in Westberlin nicht stiften gingen“

DHB: Wir kamen Sie zum Beruf des KFZ-Elektrikers?

Siegfried Puls: Ich könnte jetzt sagen, wie die Jungfrau zum Kinde. Aber ganz so war es nicht. Meine Mutter hatte neu geheiratet. Und mein Stiefvater zeigte mir das eine oder andere, wenn auf dem Hof was zu machen war. Er weckte mein Interesse. Nicht die Schule. Überhaupt mussten damals acht Klassen reichen. Danach hieß es eine Lehre machen, Geld verdienen. Ein Nachbar hatte uns Adressen von ein paar Betrieben zu gesteckt. Und die klapperte ich mit meiner Tante ab. Die Firma Palukat, die damals Elektromaschinen baute, aber auch Fahrzeuge reparierte, war die erste, die ja sagte. Also, es war Zufall. Wenn eine Tischlerei ja gesagt hätte, wäre aus mir vielleicht ein Tischler geworden. Man hatte damals keine Träume. Man nahm, was man bekam – die meisten jedenfalls.

DHB: Das war 1959?

Siegfried Puls: Ja, und ich war einer von drei Lehrlingen. Ich hatte Glück. In dem Jahr machte ich auch meinen Mopedführerschein. Am Nachmittag nach der Prüfung hatte mich die Polizei das erste Mal am Wickel.

DHB: Wie war die Berufsausbildung?

Siegfried Puls: Zur Berufsschule mussten wir damals bis nach Burg bei Magdeburg fahren. Nur dort gab es eine Schule für Autoelektrik. Die meisten LKW fuhren damals noch mit Winker.

DHB: Und sie mussten immer durch Westberlin, um nach Burg zu kommen…

Siegfried Puls: Das stimmt. Weswegen der Lehrer auf der Rückreise immer mitfuhr und aufpasste, dass keiner von uns ausstieg. Mitten in meine Lehre fiel ja der Mauerbau. 1962 hatte ich dann endlich den Gesellenbrief.

DHB: Wollten Sie sich eigentlich gleich selbstständig machen?

Siegfried Puls: Der Wunsch war da. Aber es war ja klar, dass man dafür erst mal den Meister brauchte. Außerdem stand mir noch der Wehrdienst bevor. Ich wartete die Einberufung ab und ging erst danach zur Meisterschule. 1970 bekam ich den Titel.

DHB: Und beantragten sofort ein Gewerbe?

Siegfried Puls: Ja. Mehrmals. Aber alle Anträge wurden abgelehnt. Also arbeitete ich bei Palukat weiter. Und wartete.

DHB: Und 1977 erhielten Sie plötzlich eine Gewerbeerlaubnis?

Siegfried Puls: Na ja, das war auch für mich überraschend. Aber ich profitierte wohl von der schlechten Wirtschaftslage. Die Regierung wollte Dampf aus dem Kessel lassen. Und brauchte plötzlich das Handwerk, weil die Leute ihre Fahrzeuge nicht mehr repariert bekamen.

„Ich glaube, dass Innungen den Handwerkern einen Mehrwert bieten“

DHB: Und dann haben sie in der Garage auf ihrem Hof angefangen?

Siegfried Puls: Im Prinzip ja. In Frankfurt (Oder) baute man so eine Handwerkerstraße. Die wollten eigentlich, dass ich dahin gehe. Aber ich entschied mich dagegen. Unsere beiden Töchter waren noch sehr klein und meine Frau, die Chemielaborantin war, sollte in den Betrieb mit einsteigen. Da schien es praktischer, wenn wir die Werkstatt direkt beim Haus hatten.

DHB: Mit welchen Erinnerungen blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?

Siegfried Puls: Im Rückblick kommt uns die Zeit vor wie eine ewige Jagd nach Ersatzteilen. Als Suche nach Betrieben, um Dinge reparieren zu lassen oder Spulen neu zu wickeln. Batterien gab es nur auf Zuteilung. Die meisten waren vorbestellt, also hatten sie eigentlich nie welche. Woher welche besorgen? Ich weiß nicht mehr, wie oft wir das Schild raushingen: Heute geschlossen. Wegen Materialbeschaffung!“

DHB: Haben Sie sich auch deshalb früh in der KFZ-Innung engagiert.

Siegfried Puls: Ja, in der DDR war es wichtig, dass die Handwerker sich gegenseitig unterstützten und gemeinsam auch mal Druck machen konnten. Nach der Wende hatten sich 120 Mitglieder zur Innung Frankfurt Süd zusammengeschlossen. Ich war lange Zeit stellvertretender Innungsobermeister. Heute glauben viele junge Meister nicht mehr an den Wert der Innung. Ich glaube aber, das eine Innung nach wie vor einen Mehrwert bieten kann. Nur müssen die Mitglieder selbst bestimmen, wie der aussehen soll. Gerade im Weiterbildungsbereich E-Mobilität kann eine Innung unheimlich viel machen.

DHB: Sie haben in der DDR für 14 Autohäuser gearbeitet und sich auf die Wartung von Skoda-Elektrik spezialisiert…

Siegfried Puls: Ja, das stimmt. Aber eigentlich war die DDR da schon am Ende. Und interessanterweise verschwanden die alten Skodas mit zuerst von unseren Straßen, während Wartburg und Trabant heute noch fahren. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich den letzten MB 1000 oder S 100 gesehen habe. Nicht mal als Oldtimer.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124108″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

„Als Oldtimer weiß ich, was Oldtimer brauchen“

DHB: Wie erlebte ein Autoelektriker die Wende?

Siegfried Puls: Als Arbeit ohne Ende. Viele DDR-Fahrzeuge hatten z.B. keine Warnblinkanlage. Und es war ja nicht so, dass alle sofort auf Westwagen umsattelten. Wer weiterfahren wollte, musste mit der Wende nachrüsten. Also hatten wir gut zu tun.

DHB: So gut, dass die alte Garage bald nicht mehr ausreichte?

Siegfried Puls: Ich habe investiert und eine kleine neue Halle gebaut. Aber nicht in dem Stil, wie es einige Berater mir einreden wollten. Da wäre es um Millionen gegangen. An denen die dann satte Provisionen kassiert hätten. Nee, ich bin da eher der Typ, der kleinere Brötchen bäckt. Mehr als drei Mitarbeiter und einen Lehrling habe ich nie gehabt. Aber mit denen habe ich mir den Ruf erarbeitet, mit dem ich nun in Rente gehe: Klein, aber fein.“

DHB: Wäre eine Übergabe der Firma in Frage gekommen.

Siegfried Puls: Es ist nicht so, dass wir es nicht versucht hätten. Aber es gab da mehrere kommunale Entscheidungen, die das sehr schwierig machten. Ursprünglich sollte die Einfahrt zum Betrieb nicht über den Hof sein, sondern direkt von der Straße. Das ging nicht, weil da ursprünglich eine Eisenbahnlinie geplant war, die dann doch nicht realisiert wurde. Also musste ich den Betrieb in den Hof verlegen und die Hallen zum Hof hin öffnen.  Dann wurde das Gebiet hier als Mischgebiet ausgewiesen und viele Häuser gebaut, die immer näher an unseren Betrieb heranrückten. Irgendwann war gar kein Platz mehr da, um zu erweitern. Und auch ein Übernehmer aber will ja seinen Betrieb nicht auf dem Hof eines Fremden führen.

DHB: Und die Töchter?

Siegfried Puls: Haben sich mit den Schwiegersöhnen anders orientiert. Einer ist zwar KFZ-Mechatroniker. Aber er hat einen guten Job in Berlin. Wir wollten da auch nie Druck aufbauen. Alles hat eben seine Zeit.

DHB: Können Sie das? In Rente gehen?

Siegfried Puls: Na ja, solange meine Hände noch können, brauchen sie was zum Basteln Und der Kopf was zum Arbeiten. Ich werde mich jetzt ein paar Oldtimern widmen. In der Werkstatt steht gerade der Traktor des ehemaligen Bürgermeisters, eine alte Jawa, eine Zündapp. Auch ein Käfer, Baujahr 1956. Wenn man selbst ein Oldtimer ist, weiß man, was Oldtimer brauchen. Gute Pflege. Und manche Reparatur.[/vc_column_text][vc_single_image image=“124109″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Siegfried Puls Fahrzeugelektrik
Krumme Str. 14
15236 Frankfurt (Oder)[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]0335 526147[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][vc_row_inner][vc_column_inner][vc_single_image image=“124114″ img_size=“large“ onclick=“custom_link“ link=“/deutsches-handwerksblatt-hwk-frankfurt-oder-region-ostbrandenburg/“ css=“.vc_custom_1619590970957{margin-bottom: 0px !important;padding-top: 2em !important;padding-bottom: 0px !important;}“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-arrow-circle-right“]Erschienen im Deutschen Handwerksblatt 04-2021[/vc_message][/vc_column_inner][/vc_row_inner][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Manfred Miecks Geschäft war eine Institution. Und weit über Frankfurt (Oder) hinaus bekannt. Jetzt schließt der letzte Maßschneidermeister der Stadt sein Atelier. Damit geht eine 124-jährige Familientradition zu Ende. Ein Interview über Kunst und Kunden, Kiepen und Klimmzüge. Von Mirko Schwanitz[/vc_column_text][vc_single_image image=“123529″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Mieck, warum hören Sie auf?

Manfred Mieck: Wie alt schätzen Sie mich?

DHB: Ich wette, Sie sehen viel jünger aus, als Sie sind…

Manfred Mieck: Danke für die Blumen. Ich werde 87, mache jeden Montag Sport. Unter anderem Klimmzüge an der Stange. Aber auch wenn ich fit bin, glaube ich, das ich in meinem Alter das Recht habe, aufzuhören. Irgendwann muss ja mal Schluss sein.

DHB: Die Stadt wird Sie vermissen…

Manfred Mieck: Ich weiß. Aber was soll ich machen. Neulich rief ein Kunde an: Machen Sie mir noch ein Jackett? Nee, sage ich. Aber den Stoff, den besorgen sie mir doch noch? Na gut. Nach ein paar Wochen klingelt es wieder. Die Schneiderin, die dem Herren versprochen hatte, das Jackett zu machen, hätte noch nicht mal angefangen. Na gut, sag ich, kommen sie her. Aber bringen sie den Stoff mit. Die Kundin brachte mir den Stoff und erzählte, dass die Schneiderin erleichtert war, dass sie Auftrag und Stoff wieder loswurde.

DHB: Was sagt uns diese Geschichte?

Manfred Mieck: Das Maßschneider eigentlich gebraucht werden. Dass sie genug Arbeit hätten. Und dass es eben doch ein Unterschied ist, ob man Schneiderin oder Schneider oder Maßschneidermeisterin oder Maßschneidermeister ist. Sowas, wie in der Geschichte hätte es bei mir nicht gegeben. Ich hätte nie einen Auftrag angenommen, von dem ich weiß, ich kann das oder will das gar nicht.[/vc_column_text][vc_single_image image=“123530″ img_size=“large“][vc_column_text]

„Wenn Sie bei einem guten Maßschneider lernen wollen, müssen Sie bald nach Paris oder England gehen“

DHB: Wo finde ich denn jetzt eigentlich den nächsten Maßschneidermeister?

Manfred Mieck: Soweit ich weiß, müssen Sie da nach Potsdam fahren. Aber beeilen Sie sich. Der gute Mann dort ist, glaube ich, auch schon über 80. Unsere Zunft stirbt aus. Und eine Meisterpflicht besteht nicht mehr. Maßschneiderei ist eine Kunst, die ausstirbt.

DHB: Ihr Großvater hat den Betrieb gegründet…

Manfred Mieck: 1897. In Berlin. Später ist er dann nach Frankfurt gezogen. Da reichte die Stadt noch über die Oder. Und es gab genug Leute, die sich Damen- oder Herrenanzüge nähen ließen. Ob Sie es glauben oder nicht, aber hier hatten mal 199 Schneidergeschäfte ihr auskömmliches Auskommen. Während des 1. Weltkrieges ging er dann nach Wiesenau. Mit 50 Angestellten nähte er dort Uniformen. Frauen brachten sie auf ihren Rücken mit Kiepen bis nach Berlin.

DHB: Der Betrieb wurde zur Großnäherei?

Manfred Mieck: Damals gab es ja noch nicht diese Massenindustrie von heute. An eine  Ausbeutung von Arbeiterinnen und Arbeitern in Billiglohnländern wie wir sie heute erleben, war damals nicht zu denken. Die Welt war weniger vernetzt. Die Mode wurde noch nicht verramscht.  Trends waren langlebiger. Vater belieferte immer auch Einzelkunden. Er nähte auch für die Familie von General Graf von Schwerin, der Anfang 1920 hier in Frankfurt im Generalstab der 1. Kavalleriedivision arbeitete und später das Ulanen-Regiment in Fürstenwalde übernahm. Davon hat der Großvater immer erzählt.

DHB: Ihr Vater hat beim Großvater gelernt und nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankfurt (Oder) eine Maßschneiderei betrieben?

Manfred Mieck: Mein Vater hatte den Betrieb 1926 wieder nach Frankfurt verlegt. Er wurde nicht eingezogen, da Schneider hier gebraucht wurden, musste dann aber zum Volkssturm und kam deswegen in Kriegsgefangenschaft. Als die Sowjetarmee die Oder überquerte, plünderte sie unser Geschäft, transportierte die Stoffballen ab und zündete dann unser Haus an.[/vc_column_text][vc_media_grid style=“lazy“ items_per_page=“3″ element_width=“3″ grid_id=“vc_gid:1616581857818-a5314e02-7c16-6″ include=“123531,123532,123533,123534,123535,123536,123571,123578,123579″][vc_column_text]

„Keine Auftragsannahme. 13 Jahre lang.“

DHB: Das haben Sie gesehen?

Manfred Mieck: Nein, das erzählte uns eine Frau aus der Nachbarschaft. Ich war mit der Mutter geflohen. Als wir ins zerstörte Frankfurt zurückkamen, war ich neun Jahre alt. Vater kam 1946 aus der Gefangenschaft zurück. Wie wir erfuhren, hatte er Glück im Unglück, war in Polen interniert und leitete die  Lagerschneiderei für die Russen. So bekam er mehr Essen. Es ging ihm etwas besser als anderen.

DHB: Sie haben dann beim Vater gelernt?

Manfred Mieck: Ich bin ja faktisch mit dem Geräusch der Nähmaschinen aufgewacht und eingeschlafen. Man könnte auch sagen, ich habe die Schneiderei mit der Muttermilch aufgesogen. Mein Vater hat seinen Betrieb dann weitergeführt und hatte acht Angestellte. 1951 hatte ich ausgelernt, 1956 machte ich meinen Meister. Seit 1957 arbeitete ich als selbstständiger Maßschneidermeister. 72 Jahre war ich Schneider.

DHB: Und haben viele Prominente eingekleidet.

Manfred Mieck: Auch. Ja. DDR-Minister kamen zu mir. Schauspieler. Mit Eberhard Cors verband mich eine gute Freundschaft. Auch wenn die etwas holprig begann. Beim ersten Besuch kam der mit seinem Manager. Etwas hochnäsig sah er mich nicht mal an, er redete nur mit seinem Manager. Einmal, kam er mit seinem neuen Mercedes SLK und freute sich wie ein Kind über Verdeck. Aber ich habe alle Kunden gleich behandelt. Das war mir wichtig.

DHB: Die DDR hatte eine große Textilindustrie. Hatte man als Schneider eigentlich genug zu tun?

Manfred Mieck (lacht): Als ich meinen Betrieb eröffnete, hängte ich ein Schild draußen an. Keine Auftragsannahme.

DHB: Wieso denn das?

Manfred Mieck: Weil ich bereits damals so viele Aufträge hatte, dass ich gar keine mehr annehmen konnte. Dann kam jemand vom Rat des Kreises und sagte, Herr Mieck, so geht das aber nicht. Ich hab’s aber erst nach der Wende abgenommen.

DHB: Wie erlebten Sie die Wende. Die Supermärkte kamen, die fliegenden Händler, die Billigware…

Manfred Mieck: Viele meiner Kolleginnen und Kollegen hatten damit ein Problem. Das weiß ich. Ich saß ja nicht nur in meiner Werkstatt. Viele gaben auf. Oder gingen in Vorruhestand. Ich habe mich in der Handwerkskammer engagiert, im Prüfungsausschuss, war Innungsobermeister. Ich bekam mit, was passierte. Natürlich war die Wende auch für mich ein Umbruch.

 

„Übergewicht und Cruisergewicht. Ich habe alle glücklich gemacht.“ 

DHB: Und sie blieben von Problemen verschont? Hatten immer Aufträge? Keine Durststrecke?

Manfred Mieck: Auch wenn Sie es mir nicht glauben, ich habe seit der Wende jede Woche einen Maßanzug genäht. Bis zur Corona-Pandemie und meiner Entscheidung, aus Altersgründen aufzuhören. Bis zum Schluss habe ich Kunden glücklich gemacht. Auch solche mit Übergewicht und mit Cruisergewicht?

DHB: Mit was bitte?

Manfred Mieck: Cruisergewicht. Einer meiner guten Kunden war der Boxweltmeister Torsten May. Ist zwar in Bad Freienwalde geboren, ist aber eigentlich ein Frankfurter Junge. Na ja, es gibt jetzt schon Kunden, die mich vermissen. Aber da bin ich hart. Ich nehme keine Aufträge mehr an. Nur die, die ich zugesagt hatte, mache ich noch fertig.

DHB: Warum gibt’s kaum noch junge Maßschneider-Meisterinnen und -Meister?

Manfred Mieck: Die rot-grüne Regierung unter Kanzler Schröder hat die Meisterpflicht in vielen Gewerken abgeschafft. Auch bei den Schneidern. Da aber nur Meister das Recht haben auszubilden, müssen viele weit fahren, um sich ausbilden zu lassen. Bis nach Thüringen oder Bayern. Wenn diese Entwicklung so weiter geht, werden Interessentinnen und Interessenten in Zukunft wohl nach Paris oder England gehen müssen. Hoffen wir, dass es nicht soweit kommt.

DHB: Kann man denn mit Maßschneiderei heute noch gut verdienen?

Manfred Mieck: Die Kundinnen und Kunden, die sich heute Anzüge machen lassen, bezahlen zwischen 2000 und 5000 Euro für einen Anzug. Das sind dann zeitlos moderne, schöne Anzüge, die immer im Trend sind. Die haben sie, wenn sie ihr Gewicht halten, ein Leben lang. Also ja, Sie können als Maßschneiderin oder Maßschneider Menschen glücklich machen und gutes Geld verdienen. Und die Geschichte, die ich Ihnen eingangs erzählte illustriert: Maßschneider werden dringend gesucht. Der Preis ist auch ein Ausdruck von Angebot und Nachfrage.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]

Maßschneiderei Manfred Mieck
Langer Grund 19
15236 Frankfurt (Oder)

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

0335 544020

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Flexografenhandwerk: Frank Büttner hörte auf seinen Vater – und wurde Maschinenschlosser. Doch dann sattelte er um und wurde Stempelmacher. Seitdem kämpft er gegen das angestaubte Image seines Berufs und engagiert sich als stellvertretender Vorsitzender der Bundesinnung. Jetzt feierte er sein 25-jähriges Meisterjubiläum. Von Mirko Schwanitz[/vc_column_text][vc_single_image image=“123122″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]Stempel Büttner – rot und groß prangt der Firmenschriftzug über dem Eingang. In Prenzlau ist das Geschäft Frank Büttners eine Institution. Die Pandemie hat auch den Flexografenmeister kalt erwischt. „Unsere vier Mitarbeiter mussten wir schweren Herzens in Kurzarbeit schicken. Im Moment halte ich mit meiner Frau und meinem Sohn die Stellung.“ Es ist still im Haus.[/vc_column_text][vc_single_image image=“123123″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]In der Stille riecht es noch immer ein bißchen wie früher. Nach Gummi und Farbe, nach Leim und Lösungsmitteln. Stempelmacher – das klingt nach längst vergangenen Zeiten, nach Amtsstube und Poststation. Man denkt an Stempelkarusselle und Färbekissen. „Klar, machen wir auch noch. Aber wir Flexografen sind längst moderne Dienstleister im grafischen Handwerk“, erklärt Frank Büttner.[/vc_column_text][vc_single_image image=“123124″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

„Ich hatte den richtigen Riecher“

Frank Büttners Gedanken wandern in die Vergangenheit. „Vaters Rat folgend wurde ich Maschinenschlosser und Industriemeister. Aber als ich eines Tages bei Freunden eine kleine Druck-Werkstatt sah, packte es mich irgendwie.“ Doch umzusatteln war unmöglich. „Das Stempelmacher-Handwerk war eines der meistüberwachten Handwerk in der DDR. Nicht jeder sollte Stempel machen können. Weswegen es gerademal zwei Handvoll zugelassene Stempelmacher gab.“

Aber dann kam die Wende. Und Frank Büttner griff zum Telefonhörer. „Ich rief einfach bei der Bundesinnung für das Flexografenhandwerk an und sagte, dass ich mich für das Handwerk interessiere. Die waren baff: Unser erster Anruf aus dem Osten! Aber sie freuten sich. Ich durfte Betriebe besuchen, erfuhr, wie das Geschäft funktionierte. Natürlich ließ ich nicht durchblicken, dass ich null Ahnung hatte.“ Als er zurückkam, beantragte er den Gewerbeschein. Er nahm eine Hypothek auf, investierte in die ersten Maschinen. Dass er von früheren Kollegen belächelt wird, nimmt er hin. „Die hielten mich alle für ein bißchen verrückt.“ Im Juli 1990 gründete er seine Firma – zusammen mit seinem Bruder. „Er leitete unsere damalige Filiale in Berlin, im Prenzlauer Berg. Beide hatten den richtigen Riecher: Das wiedervereinte Land brauchte neue Stempel. Viele Stempel![/vc_column_text][vc_media_grid grid_id=“vc_gid:1615299398688-1f1c6f49-769b-1″ include=“123125,123126,123127″][vc_column_text]

„Der Meisterbrief? Funktioniert besser als früher!“

Ob er sich an einen Stempel ganz besonders erinnere. Er sinnt kurz nach. Na ja, es ist schon etwas besonderes wenn man Stempel für die Puhdys, ZDF Moderator Theo Koll oder Frau Dr. Merkel fertigt, damals als sie Umweltministerin wurde.“ Auch andere Umweltminister setzten danach auf Qualitätsprodukte der Firma aus Prenzlau. Früh unterschreibt Frank Büttner den ersten Arbeitsvertrag. „Im März 1991, für meine Frau.“ Sie habe damals noch beim Konsum gearbeitet, erzählt Karin Büttner. Es sei klar gewesen, dass die Genossenschaft viele entlassen würde. „Aber arbeitslos werden? Oder in eine ABM-Maßnahme gesteckt werden? Das wollte ich nicht.“ Angst vor der Zukunft? „Nee, hatten wir nicht“, blicken die beiden zurück. Natürlich gab es Probleme. Etwa, als die erste Maschine nicht rechtzeitig geliefert wurde und die junge Firma plötzlich mit Aufträgen da stand, die sie nicht erfüllen konnte. „Da half mir das Netzwerk der Bundesinnung. Kollegen in Berlin übernahmen die Produktion. Und ich erfuhr erstmals wahre Handwerkersolidarität. Die war auch notwendig, denn das Geschäft lief sofort auf Hochtouren. Und schon bald waren wir 12 Mitarbeiter.“

„Alle Ämter wurden umstrukturiert. Alle Bundesbehörden. Und dann der Clou – die Reform der Postleitzahlen. „Die Fexografenbetriebe haben in Millionenstückzahlen produziert.“ Während das Geschäft boomt, holt er seine Ausbildung nach. Im Januar 1996 macht er seinen Meisterbrief. „Das war mir wichtig. Ich wollte zeigen: Ich habe mein Handwerk gelernt. Und meine Erfahrung ist: Nachdem in unserem Handwerk der Meister nicht mehr zwingende Voraussetzung für eine Gewerbezulassung ist, hat mein Meisterbrief für viele Kunden an Bedeutung gewonnen. Er funktioniert wie ein Qualitätssiegel.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“123128″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

Betriebsübergabe frühzeitig geklärt

Dennoch muss er sich immer weiterbilden. Denn seine Berufswelt hat sich rasant verändert. „Als ich anfing, gab es noch nicht einmal Emails. Ich aber setzte sofort auf moderne Technik, auf Lichtsatz. Mann, damals waren die Disketten noch so groß wie Handtaschen“, lacht er. „Und bei den ersten Computerprogrammen, sah man erst am Ende, ob man alles richtiggemacht hatte.“

Es scheint so, als habe Frank Büttner alles richtiggemacht. Davon zeugen nicht nur die modernen Maschinen in der oberen Etage. Zwar machen Stempel und Gravuren noch immer einen Großteil der Auftragsvolumens aus. Aber längst gestaltet die Firma heute auch Plakate, Broschüren und Schilder. „Gerade fertigen wir Schilder für’s Geoforschungszentrum Potsdam“, sagt Frank Büttner. Längst hat er die Firma umstrukturiert und auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Die Firma ist schlanker geworden, hat nur noch sechs Mitarbeiter, darunter auch Frank Büttners Sohn, Guido. Der hält bereits ein Ende des Staffelstabs in der Hand. Der gelernte Fliesenleger hat sich schon vor langer Zeit entschieden, beim Vater einzusteigen und die Firma später einmal zu übernehmen. „Ich bin der Handwerkskammer sehr dankbar. Die haben die Übergabe mit exzellentem fachlichen Rat begleitet. Schon heute hält mein Sohn die Hälfte der Anteile. Alles ist geklärt und vorbereitet. Ich muss den Stab eigentlich nur noch loslassen. Aber ein paar Jahre will ich schon noch arbeiten“, zwinkert der 62-Jährige.

Von Beginn an und auch aus Dankbarkeit engagiert sich Frank Büttner selbst in der Bundesinnung des Flexografenhandwerks, die sich inzwischen mit der Bundesinnung des Siebdruckerhandwerks zur Bundesinnung Print- und Digitalmedienhandwerk zusammengeschlossen hat. Als stellvertretender Bundesinnungsobermeister will er dort dazu beitragen, das sich möglichst viele junge Menschen, für sein Handwerk interessieren. Denn immer noch gibt es sie. Die Ausbildung zum Mediengestalter mit Schwerpunkt Flexografie.[/vc_column_text][vc_single_image image=“123130″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Büttner Stempel und Schilder GmbH
Neustadt 18

D-17291 Prenzlau[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.buettner-gmbh.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03984 5132

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Betriebsübernahme: Mit 48 Jahren übernahm der gelernte Maschinen-und Anlagenmonteur Reno Lange die Kunstschmiede seines Vaters. In der Lebensplanung der Familie war das nicht vorgesehen, seine Frau anfangs nicht begeistert. Gab er doch dafür einen gut dotierten Job bei einem großen Konzern auf. Ein Interview von: Mirko Schwanitz[/vc_column_text][vc_single_image image=“122991″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]DHB: Herr Lange, hätten sie sich einmal träumen lassen, Chef einer Kunstschmiede zu sein?

Reno Lange: Hätten Sie mich das vor fünf Jahren gefragt, hätte ich wahrscheinlich den Kopf geschüttelt.

DHB: Wieso?

Reno Lange: Sehen Sie, ich habe 1989, noch vor dem Mauerfall, zwei Fluchtversuche unternommen. Bei dem ersten wurde ich gefasst. Zum Glück lieferten die Ungarn mich nicht aus, sondern ließen mich laufen. Erst der zweite Versuch klappte, da hatten die Ungarn den Zaun schon geöffnet. Ich bin davon ausgegangen, meine Heimat nie wieder zu sehen. Also nein, die Übernahme der Werkstatt meines Vaters war nicht einmal ein Gedanke in meinem Kopf.

DHB: Sie hätten zurückkehren können.

Reno Lange: Kurze Zeit später ja. Aber in dem Moment, 1989, konnte keiner wissen, wie sich die Geschichte entwickeln würde. Ich hatte damals von meiner Mutter Abschied genommen. Sie wusste es. Dem Vater wagte ich es nicht zu sagen.

DHB: Sie haben Maschinen- und Anlagenmonteur gelernt?

Reno Lange: Ja. 1988 habe ich ausgelernt. Danach aber bis zu meiner Flucht bei meinem Vater in der Werkstatt gearbeitet.[/vc_column_text][vc_media_grid style=“lazy“ element_width=“3″ grid_id=“vc_gid:1614760479289-37f22003-47b9-6″ include=“122994,122992,122993,122998,122995,122996,122997,122999″][vc_column_text]

„Als Firmennachfolger war ich schon ‚abgeschrieben“

DHB: Die Maueröffnung erlebten Sie bereits im Westen.

Reno Lange: Ja. Ich habe dort relativ schnell in einem Metallbetrieb Arbeit bekommen und bin dann durch Zufall beim Zigaretten-Konzern Philipp Morris gelandet, wo ich zunächst für die Anlagenwartung mitverantwortlich war. Später habe ich dort als Team- und Schichtleiter auch Erfahrungen in der Personalführung gesammelt und wirklich gutes Geld verdient.

DHB: Dann kam plötzlich ihr Vater und bat Sie, über eine Firmenübernahme nachzudenken?

Reno Lange: Was einem sehr unglücklichen Umstand zu verdanken war. Eigentlich hatte er mich oder meinen Bruder bereits als Firmennachfolger ‚abgeschrieben‘ und einen seiner Gesellen zum Nachfolger aufgebaut. Alles war geplant. Die Zukunft der Firma klar.

DHB: Was passierte dann?

Reno Lange: Der ‚Nachfolger‘ meines Vaters musste eines Tages zu einem Auftrag. Er steigt aus dem Auto, fällt um und ist tot – Herzinfarkt. Und nun stand die Firma trotz aller Mühen wieder ohne Nachfolger da.

DHB: Wie ging es dann weiter?

Reno Lange: Das war 2015. Wir haben uns dann mit meinen Eltern zusammengesetzt. Es war eine schwierige Entscheidung. Mein Bruder wollte oder konnte nicht. Und auch für meine Frau war es nicht einfach. Schließlich hat man als Angestellter regelmäßig Urlaub, geregelte Arbeitszeiten. Sie ahnte jedoch intuitiv genau, was es bedeutet einen Handwerksbetrieb zu führen. Wenn der Stahl noch heißt ist, kann man nicht um 16 Uhr den Hammer fallen lassen.

DHB: Sie hätten „nein“ sagen können?

Reno Lange: Hätte ich das wirklich? Ich weiß nicht. Da war der Reiz, eine eigene Firma zu führen. Und die Erinnerung an den Spaß, den wir damals hatten, als ich nach meiner Lehre in der Werkstatt arbeitete. Die Kreativität und Herausforderung gepaart mit wirklich uraltem Wissen, die diese Arbeit braucht, reizte mich. Die Firma hat einen exzellenten Ruf bei namhaften Kunden. Das Kaufhaus des Westens gehörte ebenso dazu wie renommierte Architekturbüros, Banken, Stadtverwaltungen. Und ein gutes Auskommen bot die Firma auch. Und dann war da auch noch die Verantwortung für die Mitarbeiter.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Kunstschmiede Reno Lange
Fredersdorfer Chaussee 38E

15370 Fredersdorf Vogelsdorf[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.kunstschmiede-lange.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

033439 6098

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Optikerhandwerk: Im Februar erhielt Augenoptikermeister Dietmar Ortel von „Optic Ortel Hören und Sehen“ zum wiederholten Male die begehrte Auszeichnung Zeiss-Vision-Partner. Er ist damit das einzige Fachgeschäft im Nordosten Brandenburgs, das die strengen Kriterien von Zeiss erfüllt. Ein Interview von Mirko Schwanitz.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122972″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]DHB: Herr Ortel, Sie haben in diesem Jahr erneut die begehrte Auszeichnung Zeiss-Vision-Partner gewonnen. Freuen Sie sich?

Dietmar Ortel: Ja, weil daran strenge Kriterien geknüpft sind. Man muss sich jedes Jahr neu um diesen Titel bewerben und durchläuft ein strenges Audit.

DHB: Welche Voraussetzungen müssen denn erfüllt sein, um diesen begehrten Titel zu erhalten?

Dietmar Ortel: Es geht auf keinen Fall darum, dass man ausschließlich Zeiss-Produkte vertreibt. Es geht darum, wie man Innovationen der Firma Zeiss im Dienste und zum Nutzen der Kunden einsetzt. Wenn wir über Gläser sprechen, dann sprechen wir immer auch über die Qualität der Auswahl und Bearbeitung. Um die zu gewährleisten, wird auch darauf geschaut, was sie als Partner investieren, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122974″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]DHB: Wie gelingt das?

Dietmar Ortel: Unser Qualitätsmanagement ruht auf drei Säulen: Aus-und Weiterbildung, die effektive Nutzung von Higtech für unser traditionelles Handwerk und Partner wie Zeiss, die uns exzellente Technik und Werkstoffe zur Verfügung stellen. 

DHB: Sprechen wir über Punkt Eins – die Aus- und Weiterbildung… 

Dietmar Ortel: Insgesamt haben wir seit Gründung von „Optic Ortel Hören und Sehen“ etwa 70 Lehrlinge ausgebildet. Zurzeit befinden sich vier Auszubildende im Unternehmen. Je zwei im Bereich Optik und zwei im Bereich Hörakustik. Aber wir qualifizieren auch unsere festen Mitarbeiter*innen regelmäßig. Dazu gehören Informationen über neue Technik und neue Gläser. Aber auch Fortbildungen im Bereich Kundenansprache- und Kundenbindung. 

DHB: Wie macht sich das für den Kunden bemerkbar?

Dietmar Ortel: Fahren Sie gerne Auto wenn es dunkel wird? 

DHB: Seitdem die Autoindustrie auf Xenon-Licht setzt, nicht besonders gern….

Dietmar Ortel: … sehen Sie. Wenn das Gespräch z.B. auf dieses Problem kommt, und die Kunden bereit sind, werden meine Mitarbeiter sie in einen Raum und an ein Gerät bitten, mit dem wir sofort ziemlich exakt bestimmen können, woran das liegt.

DHB: Woran denn? 

Dietmar Ortel: Es liegt an dem hohen Anteil blauen Lichts der heutigen Autoscheinwerfer. Ein Licht, das enorm blendet. Wir können nun dank des angesprochenen Gerätes so etwas wie eine Landkarte ihres Auges anfertigen[/vc_column_text][vc_single_image image=“122975″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]DHB: Wozu denn das?

Dietmar Ortel: Damit wir sehen können, wie ihre Augen auf dieses Licht reagieren und wie eine Brille aussehen müsste, die diesen Blendeffekt für sie so abmildert, dass sie keine Scheu mehr haben, am Abend Auto zu fahren. Aber damit das funktioniert, brauchen sie Mitarbeiter, die erstens: sensibel sind und ihr Problem schnell erkennen. Zweitens: wissen, mit welcher Technik wir ihr Problem analysieren und drittens mit welchem Material wir es lösen können.

DHB: Inwieweit ist neben gut geschulten Mitarbeitern Higtech für den Erfolg Ihres Unternehmens mit verantwortlich?

Dietmar Ortel: Als ich meinen Beruf in einem 1928 gegründeten Handwerksbetrieb erlernte, wurden die Bohrungen für das Befestigen des Glases an den Brillengestellen noch mit der Ständermaschine und Diamantbohrern gemacht. Bei mineralischem Glas eine echte Herausforderung, da sich bei zu viel Druck Risse im Glas bilden konnten. Und bei zu wenig Druck bekam man kein Loch. Seitdem hat sich die Produktpalette allein an Gläsern wahrscheinlich verhundertfacht.

DHB: Hightech im Optikerhandwerk findet sich also vor allem im Material? Im Glas oder Kunststoff?

Dietmar Ortel: Nein. Das ist nur eine Facette. Zwar habe ich noch eine Ständerbohrmaschine. Aber eher als Erinnerungsstück an Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind. Heute tasten bei uns sogenannte Tracer die Form des Gestells ab, ein weiteres Gerät berechnet, wie das Glas passend zur Form geschliffen werden muss. Eine Mini-CNC Fräse schleift und setzt die Bohrungen dann mit einem Feingefühl, das unseren Händen wahrscheinlich abginge. Dauerte zu meinen Lehrzeiten die Herstellung einer Brille Stunden sind wir heute, wenn alles gut läuft, mit einem Glas in 15 Minuten fertig.

DHB: Das sind enorme Investitionen… 

Dietmar Ortel: Sicher. Aber nur wer in solche Technik investiert, sie beherrschen lernt und dem Kunden so einen wirklichen Mehrwert bietet, wird in einem Markt bestehen, in dem der Konkurrenzkampf mit großen Ketten und jeder Menge Billigware tobt. 

DHB: Sie jedenfalls setzen nach wie vor auf deutsche Ausgangsmaterialien… 

Dietmar Ortel: Ich bin nicht nur großer Anhänger der Marke „Made in Germany“, sondern auch ein Verfechter regionaler Kreisläufe. Deshalb arbeite ich eng mit Zeiss in Rathenow zusammen, die immer exzellente Qualität mit dem gewissen kleinen Vorsprung liefern. Außerdem sehe ich meine Verantwortung als Unternehmer darin, Arbeitsplätze hier in der Region zu sichern, nicht in China und nicht in Polen. Aber das hat natürlich seinen Preis.

[/vc_column_text][vc_single_image image=“122977″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]DHB: Wozu denn das?

Dietmar Ortel: Damit wir sehen können, wie ihre Augen auf dieses Licht reagieren und wie eine Brille aussehen müsste, die diesen Blendeffekt für sie so abmildert, dass sie keine Scheu mehr haben, am Abend Auto zu fahren. Aber damit das funktioniert, brauchen sie Mitarbeiter, die erstens: sensibel sind und ihr Problem schnell erkennen. Zweitens: wissen, mit welcher Technik wir ihr Problem analysieren und drittens mit welchem Material wir es lösen können.

DHB: Inwieweit ist neben gut geschulten Mitarbeitern Higtech für den Erfolg Ihres Unternehmens mit verantwortlich?

Dietmar Ortel: Als ich meinen Beruf in einem 1928 gegründeten Handwerksbetrieb erlernte, wurden die Bohrungen für das Befestigen des Glases an den Brillengestellen noch mit der Ständermaschine und Diamantbohrern gemacht. Bei mineralischem Glas eine echte Herausforderung, da sich bei zu viel Druck Risse im Glas bilden konnten. Und bei zu wenig Druck bekam man kein Loch. Seitdem hat sich die Produktpalette allein an Gläsern wahrscheinlich verhundertfacht.

DHB: Hightech im Optikerhandwerk findet sich also vor allem im Material? Im Glas oder Kunststoff?

Dietmar Ortel: Nein. Das ist nur eine Facette. Zwar habe ich noch eine Ständerbohrmaschine. Aber eher als Erinnerungsstück an Zeiten, die noch gar nicht so lange her sind. Heute tasten bei uns sogenannte Tracer die Form des Gestells ab, ein weiteres Gerät berechnet, wie das Glas passend zur Form geschliffen werden muss. Eine Mini-CNC Fräse schleift und setzt die Bohrungen dann mit einem Feingefühl, das unseren Händen wahrscheinlich abginge. Dauerte zu meinen Lehrzeiten die Herstellung einer Brille Stunden sind wir heute, wenn alles gut läuft, mit einem Glas in 15 Minuten fertig.

DHB: Das sind enorme Investitionen… 

Dietmar Ortel: Sicher. Aber nur wer in solche Technik investiert, sie beherrschen lernt und dem Kunden so einen wirklichen Mehrwert bietet, wird in einem Markt bestehen, in dem der Konkurrenzkampf mit großen Ketten und jeder Menge Billigware tobt. 

DHB: Sie jedenfalls setzen nach wie vor auf deutsche Ausgangsmaterialien… 

Dietmar Ortel: Ich bin nicht nur großer Anhänger der Marke „Made in Germany“, sondern auch ein Verfechter regionaler Kreisläufe. Deshalb arbeite ich eng mit Zeiss in Rathenow zusammen, die immer exzellente Qualität mit dem gewissen kleinen Vorsprung liefern. Außerdem sehe ich meine Verantwortung als Unternehmer darin, Arbeitsplätze hier in der Region zu sichern, nicht in China und nicht in Polen. Aber das hat natürlich seinen Preis.

[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]„Optic Ortel Hören und Sehen“
An der Friedensbrücke 23

16225 Eberswalde[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.optic-ortel.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03334 281560

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Gerald Labitzke ist Orchesterwart der Komischen Oper Berlin. In Lebus betreibt er eine erfolgreiche Geigenbauwerkstatt und wirbt bei jungen Menschen für den Beruf des Instrumentenbauers. Ein Beitrag von Mirko Schwanitz.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122069″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Labitzke, sind Sie wirklich der Auffassung, dass auch ein schlechter Schüler Instrumentenbauer werden kann.

Gerald Labitzke: Schlecht? Was heißt schlecht? Wenn ich von mir behaupte, dass ich keine Leuchte war, dann meine ich damit, dass ich mich im Durchschnitt verortet habe. Also mein Abitur habe ich schon geschafft. Allerdings in einer Zeit, da hier in Frankfurt (Oder) im äußersten Osten Deutschlands vieles unsicher war.

DHB: Wie meinen Sie das?

Gerald Labitzke: Nun, ich erlebte hier als Schüler die große Depression nach der Wende. Massenarbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, eine Zeit, in der fast alle meine Mitschüler dachten: Nur weg von hier. Hoffnung sahen die meisten nur noch in einem Wegzug in die großen Städte.

DHB: Während Sie nach Klingenthal gingen…

Gerald Labitzke: Ein Lehrausbildungsort, mit dem ich anfangs sehr haderte. Während meine Klassenkamerad*innen nach Berlin, München oder sonstwohin zur weiteren Ausbildung gingen, sollte ich in ein verschlafenes Provinznest. Nein, also ich wollte da nicht hin.

DHB: Sind aber geblieben. Warum?

Gerald Labitzke: Weil ich die Aufnahmeprüfung schaffte und meine Mutter insistierte. Und weil ich irgendwie auch stolz war, unter 150 Bewerber*innen einen der begehrten 5 Ausbildungsplätze ergattert zu haben. Aber es war echt hart.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122070″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Auch, weil Sie dort ein Sonderling waren. Anders als die anderen?

Gerald Labitzke: Ein Sonderling ja, aber kein Außenseiter. Ich hatte meine Freunde. Nur konnte ich mit einem Teil der Mitlehrlinge nicht viel anfangen. Da Instrumentenbau, nun ja, vielleicht nicht so ein häufig benötigter Beruf ist wie Elektromechaniker, verhielten sich einige, als würde sie einer elitären Kaste angehören.

DHB: Wie drückte sich das aus?

Gerald Labitzke: Da gab es welche, die trugen die Nasen sehr hoch. Es gab wirklich sehr intellektuelle Zirkel, was in anderen Lehrberufen eher weniger der Fall ist. Es gab sogar einen Bewerber, der kam schon zum Vorstellungstermin mit einem selbstgebauten Instrument. Für diesen Teil meiner Mitbewerber war es unvorstellbar, dass jemand, der kein Instrument spielte, der keine Note konnte, sich überhaupt für die Lehrausbildung bewarb. Und das ließen einige wenige auch raushängen.

DHB: Aber das ist doch eine berechtigte Frage. Kann jemand ohne Notenkenntnisse, ohne das entsprechende musikalische Gehör ein guter Instrumentenbauer werden? Sie haben immerhin Cello gespielt, konnten Noten lesen…

Gerald Labitzke: Das stimmt. Aber mein Lehrmeister konnte das nicht. Er spielte auch kein eigenes Instrument. Und war ein guter Ausbilder. Wenn jemand Werkzeuge für Zahnärzte baut, muss er ja selbst auch nicht Zahnarzt sein. Wie ich schon sagte, Instrumentenbau ist meiner Meinung nach keine Kunst, sondern ein Handwerk, das man erlernen und in dem man es zu großer Meisterschaft bringen kann.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122071″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Was empfanden Sie als das größte Problem Ihrer Ausbildung?

Gerald Labitzke: Ich hätte es echt motivierender gefunden, wenn man schon im ersten Lehrjahr die Chance bekäme mal ein Instrument fertig zu bauen, das man am Ende mit einem im dritten Lehrjahr gebauten Instrument vergleichen könnte. Schwierig ist auch, dass zumindest in meiner Ausbildung zu wenig Wert auf die Kunst des Lackierens gelegt wurde. Auch wenn man es nicht glaubt, bei der Lackierung geht es nicht allein um das Aussehen des Instruments oder den Schutz des Holzes. Die Lackierung ist das I-Tüpfelchen auf den Klang.

DHB: Was macht denn die Lackierung mit dem Instrument?

Gerald Labitzke: Vor allem macht sie den Klang wärmer.

DHB: Sie haben sich gegen eine Meisterausbildung entschieden, sind nach wie vor stolzer Geselle…

Gerald Labitzke: Ich habe meine Ausbildung 2007 als zweitbester Auszubildender meines Jahrgangs beendet. Heute würde mir dafür eine Begabtenförderung angeboten. Die gab es damals für mich nicht und ich konnte mir schlicht keine Meisterausbildung leisten.

DHB: Gehörte Mut dazu, sich in diesem Handwerk selbstständig zu machen?

Gerald Labitzke: Ja. Denn es ist sehr schwer einen Instrumentenbaumeister zu finden, der einen nach der Lehre einstellen und weiter ausbilden würde. Aber Geigenbauer sind eine besondere Spezies, nicht selten sehr distanziert. Also ging ich nach der Ausbildung erst einmal nach Hamburg zu einem aus China stammenden Händler, der auch hochwertige Geigen vertrieb und in dessen Werkstatt auch Geigen gebaut wurden. Nach einem Jahr fand ich endlich einen Meister, der mich regelmäßig über seine Schulter schauen ließ. Davon zehre ich noch heute.[/vc_column_text][vc_media_grid element_width=“3″ gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1609839302628-ca1d7d46-0c2d-9″ include=“122073,122074,122075,122076,122077,122078,122079,122072″][vc_column_text]„Ich wollte nie aus China importierte Geigen einstellen“

 

DHB: Das heißt, Ihrem Handwerk geht viel Wissen und know how verloren?

Gerald Labitzke: Einerseits nimmt so mancher sein Wissen lieber mit ins Grab, als es weiterzugeben – was ich für unseren Beruf und unser Berufsbild sehr schade finde. Andererseits ist es auch ein schwieriges Geschäft. Man muss erst einmal den entsprechenden Umsatz haben, um einem angestellten Gesellen zu bezahlen und dann auch noch die Zeit, dem noch etwas beizubringen.

DHB: 2009 haben Sie sich selbstständig gemacht…

Gerald Labitzke: Die ersten Jahre waren extrem hart. Ich hatte so wenig Aufträge, dass ich den LKW-Führerschein machte. Ich fuhr erst für UPS und dann für einen Bio-Bauern. Später hat mir dann David Garrett ein bißchen geholfen…

DHB: Wie das?

Gerald Labitzke: Er hat viele junge Menschen für das Instrument begeistert. Als er populär wurde, was glauben Sie, wie viele Väter und Mütter plötzlich mit ihren Kindern vor meiner Tür standen. Entweder mit der alten, vom Boden geholten Geige des Großvaters oder einem gebrauchten Instrument, das überholt werden musste.

DHB: Es kam nie in Frage aufzuhören?

Gerald Labitzke: Ich hatte keine andere Wahl, als mich durchzubeißen. Denn es ist nicht einfach, für einen ausgebildeten Instrumentenbauer einen Job zu finden, wenn er nicht selbstständig sein will. Dann bleibt fast nur noch, Instrumenteneinrichter bei einem der Musikalien-Großhändler zu werden. Das kann natürlich auch spannend sein. Aber ich wollte nie dort arbeiten und den lieben langen Tag aus China importierte Geigen einstellen. Allerdings hatte ich einen großen Vorteil: Ich lebe und arbeite auf dem Grundstück meiner Familie, so dass ich keine Gewerbemiete zu zahlen habe.

DHB: …und Sie ihr Handwerk im Nebengewerbe ausüben.

Gerald Labitzke: Nicht ich, das Leben wollte es so. Ich bin einmal vertretungsweise für einen Orchesterwart im Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt eingesprungen. Später bekam ich eine Stelle als Orchesterwart an der Komischen Oper und bin dort bis heute. Und bevor Sie fragen: Ja, natürlich bitten mich auch Kolleg*innen aus dem Orchester, wenn mal etwas an ihren Streichinstrumenten oder Bögen zu machen ist.

DHB: Wie viel Zeit bleibt Ihnen da noch, eigene Instrumente zu bauen?

Gerald Labitzke: Sehr wenig. Es gibt so viele Orchester- und Laienmusiker*innen in Deutschland, dass es immer auch sehr viel Reparaturbedarf gibt, und zumindest bei mir auch einen kleinen Auftragsstau. Es klingt vielleicht merkwürdig. Aber mir verschafft der durch Corona erzwungene kulturelle Stillstand im Land jetzt den Freiraum, lange liegen gebliebene Reparaturaufträge zu erledigen. Meine Kund*innen wird es freuen.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]G. Labitzke Geigenbau
Schönfließer Str. 40
15326 Lebus[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]

www.g-labitzke-geigenbau.de

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

033604 448555

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Gebäudereinigerhandwerk Seit Dezember hat die unterschiedliche Bezahlung von Reinigungskräften in Ost und West ein Ende. 30 Jahre nach der Wende sind die Gebäudereiniger die erste große Dienstleistungsbranche, die die Lohnangleichung in vollem Umfang vollzieht.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122220″ img_size=“large“][vc_column_text]Karsten Lange (56) ist Gebäudereinigungsmeister. Seit 1999 führt er in Schwedt ein erfolgreiches Reinigungsserviceunternehmen mit 60 Miterbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir sprachen mit ihm über die neuen Tariflöhne und die Herausforderungen für die Branche in Corona-Zeiten.

DHB:  Herr Lange, ist der neue Tariflohn für Ihr Unternehmen eine gute Nachricht?

Karsten Lange: Ich zahle schon lange mehr als den jetzt geltenden Mindestlohn von 11,11 Euro bei den Gebäude- und 14,10 Euro bei den Glas- und Fassadenreinigern. Bei der heutigen Arbeitskräftesituation müssen sie als Firma attraktiv sein. Eine vernünftige Bezahlung gehört dazu.

DHB: Also keine negativen Auswirkungen?

Karsten Lange: Nein. Es war schon lange nicht mehr einzusehen, warum Beschäftige im Osten immer noch weniger Geld erhalten als im Westen. Ein Maurer mauert die Mauern hier genauso wie dort. Ein Gebäudereiniger macht seine Arbeit hier nicht anders als dort. Ich sehe es so: Es wurde höchste Zeit!

DHB: Sie müssen die erhöhten Kosten aber an die Kunden weitergeben. Haben Sie nicht Sorge, Aufträge zu verlieren?

Karsten Lange: Merkwürdigerweise ist das nicht der Fall. Dass alle bereit waren, die leicht erhöhten Preise zu bezahlen, zeigt das. Es zeigt aber auch, dass wir die notwendige Qualität liefern. Da heißt es für unsere Kunden wohl eher: keine Experimente mit unbekannten Anbietern.

DHB: Stellt die Pandemie Ihr Unternehmen vor besondere Herausforderungen?

Karsten Lange: Sicher, etwa, wenn wir Einrichtungen nach Corona-Fällen reinigen müssen. Dann heißt es auch für uns, in Vollschutzanzügen zu arbeiten. Oder wenn mehrfach am Tag Handläufe desinfiziert werden müssen. Dann muss das so geschehen, dass sie danach garantiert virenfrei sind. Das sind natürlich Aufgaben, mit denen wir früher nicht so zu tun hatten.

DHB: Haben Sie Corona-Hilfen in Anspruch nehmen müssen.?

Karsten Lange: Ja. Zum einen wurden Einrichtungen geschlossen. Aufträge blieben aus. Zum anderen schloss Polen die Grenze, so dass unsere polnischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht mehr an ihren Arbeitsplatz kamen.

DHB: Wie haben Sie reagiert?

Karsten Lange: Wir haben ihnen ihren Lohn weitergezahlt. Sie haben von ihrer eigenen Regierung ja keinerlei Unterstützung erhalten. Und natürlich haben wir die Corona-Hilfen der Handwerkskammer genutzt und den polnischen Mitarbeitern die Prämie ausgezahlt, dafür das sie in Deutschland geblieben sind. Mir war es in dieser Situation viel wichtiger meine Mitarbeiter zu halten, als Gewinn zu machen.

DHB: Ist es denn so schwierig, neue Mitarbeiter zu bekommen?

Karsten Lange: Mitarbeiter zu finden ist das schwierigste überhaupt. Deshalb sind meine Mitarbeiter für mich das wichtigste Kapital. Ich bin wirklich sehr froh, nur eine geringe Fluktuation und seit ungefähr 15 Jahren einen gleichbleibenden Mitarbeiterstamm zu haben.

DHB: Gilt das auch für Auszubildende?

Karsten Lange: Ja. Hinzukommt hier aber noch eine weitere Schwierigkeit. Die überbetriebliche Ausbildung für Gebäudereiniger findet in Großräschen statt. Die Berufsschule wiederum ist in Cottbus. Hier sind die Hürden von vornherein so groß, dass mancher überlegt, gleich einen anderen Beruf zu erlernen.

DHB: Was macht ein modernes Reinigungsunternehmen von heute aus?

Karsten Lange: Heute muss man digital aufgestellt und präsent sein. Man muss viele Facetten der Reinigung realisieren können – vom Einfamilienhaus über den Bürotrakt bis zur Gebäudefassade und dem Winterräumdienst bis zum Parkettschleifen und der Farbgestaltung von Fußböden. Es bedarf genauer Kenntnis der eingesetzten Schleif- und Reinigungsmittel, einer permanenten Fortbildung…

DHB: Klingt nach permanenten Investitionsbedarf?

Karsten Lange: Sicher. Selbst 2020 haben wir trotz Corona in moderne Reinigungsmaschinen investiert. Das Bild von einer Frau mit Kittelschürze und Schrubber ist schon lange passé. Gebäudereinigung hat heute mit viel Hightech zu tun.

DHB: Zum Beispiel?

Karsten Lange: Nehmen wir etwa die sogenannte Osmose-Technik. Hier wird das Wasser ionisiert, was dazu führt, dass man bei der Fensterreinigung streifenfrei und ohne Leiter mittels Stangensystem in größeren Höhen arbeiten kann.

DHB:  Es gibt sogar schon Desinfektionsroboter. Bei Ihnen auch?

Karsten Lange: Die Anschaffung solcher Roboter macht bei großen Flächen wie etwa Flugplätzen Sinn. Auch Büroflure oder ähnliches werden sicher in nicht allzuferner Zukunft mit Robotern gereinigt werden können. Im Moment jedoch sind unsere Arbeitsbereiche dafür zu kleinflächig, als dass sich eine solche Investition lohnen würde. Ich werde auch in den nächsten Jahren sicher keine Roboter losschicken, um den Teppich eines Büros zu saugen oder die Papierkörbe zu leeren. Die klassische Gebäudereinigung wird immer Menschen brauchen. Interview Mirko Schwanitz[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Reinigungsservice Karsten Lange
Ehm-Welk-Straße 83

16303 Schwedt/Oder[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]

www.reinigungsservice-lange.de

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03332 83 49 50

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Landschlachthof Lehmann: Wenn es um’s liebe Vieh geht, vertrauen viele Bauernhöfe auf Fleischermeister Lutz Lehmann. Sein EU-zertifizierter Betrieb genießt einen guten Ruf. Weil Überregulierung ihm das Geschäft unnötig schwer macht, unterstützt er einen Aufruf der Deutschen Fleischernationalmannschaft. Ein Beitrag von Mirko Schwanitz.
[/vc_column_text][vc_single_image image=“122084″ img_size=“large“][vc_column_text]„Na, ihr seid ja friedlich“, begrüßt Fleischerlehrling John-Paul Lange zwei Schweine, langt durchs Gatter und krault eines der Tiere hinter den Ohren. Das grunzt vor Vergnügen. Und hat keine Ahnung davon, was ihm gleich bevorsteht. „Wir sind einer der letzten kleinen Landschlachtereien in Ostbrandenburg“, sagt Fleischermeister Lutz Lehmann. Zu DDR-Zeiten lernte er sein Handwerk bei Fleischermeister Eberhard Henkel in Fürstenwalde und sammelte erste Erfahrungen als Schlachtergeselle bei der VEG Tierzucht Heinersdorf. Gern hätte er den kleinen Notschlachtbetrieb gleich nach der Wende weitergeführt. „Doch ich hatte noch keinen Meister.“

Lutz Lehmann beginnt 1993 in Trebus als Fleischer zu arbeiten. Im Nebenerwerb aber arbeitet er als Hausschlachter. Und mietet dafür die Schlachträume der einstigen VEG. Parallel lief da bereits seine Meisterausbildung, die er 1993 erfolgreich abschloss. „Als die Schlachtanfragen immer mehr wurden, musste ich entscheiden, ob ich Fleischer in Trebus bleiben oder mich als Schlachter selbstständig machen wollte.“ 2000 kaufen die Lehmanns die alten Gebäude der VEG, investieren und erweitern mutig. 2003 eröffnet er dann seine eigene Firma. „Hätte ich damals gewusst, was auf uns zukommt, hätte ich vielleicht gar nicht erst angefangen.“, sagt Lutz Lehmann heute rückblickend. Und erinnert sich an Behördenvertreter, die wegen „einer gesprungenen Kachel wollten, dass ich die halbe Schlachterei neu fliese. Erst als ich damit drohte, den Laden dicht zu machen, meine Leute und mich selbst zum Arbeitsamt zu schicken, lenkten sie ein. Die Kachel wurde dann ausgetauscht.“[/vc_column_text][vc_media_grid gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1609841385209-23f3b87e-fbef-5″ include=“122088,122089,122090,122121,122122,122123“][vc_column_text]

„Wir brauchen keine Arbeitszeitdokumentation wie ein Großschlachthof“

Überbordende Bürokratie, immer ausgefeiltere Hygieneauflagen, aber auch an der Massenschlachterei orientierte Auflagen der EU haben in ganz Deutschland zu einem Sterben der kleinen Landschlachtereien geführt.  „Dabei wollen wir doch mehr regionale Kreisläufe, weniger Tiertransporte, qualitativ besseres Fleisch“, sagt Bettina Lehmann, die ihrem Mann im Büro den Rücken freihält. „Wir haben hier fünf Angestellte, wieso benötigen wir eine Arbeitszeitdokumentation wie ein Großschlachthof? Warum kriegen Großbetriebe Mengenrabatte bei der Entsorgung von Schlachtabfällen, während wir kleinen Landschlachtereien höhere Preise bezahlen müssen? Wieso müssen wir Gebühren für uns vom Staat aufgezwungene Regelkontrollen bezahlen? Da muss sich endlich was ändern!“

Damit zählt Bettina Lehmann zugleich drei von zehn Forderungen der Nationalmannschaft des Deutschen Fleischerhandwerks auf: 50 000 Unterschriften wollte die sammeln, damit sich der Bundestag endlich mit der Situation der kleinen Landschlachtereien beschäftigt. „Da stehen wir voll dahinter“, sagt Lutz Lehmann und zeigt auf die neue Betäubungszange, in den Händen seines Gesellen. „Das ist auch so ein Gerät, dessen Anschaffung uns aufgezwungen wurde. Kostet ein paar tausend Euro, ausgestattet mit Chip, damit jeder Stromstoß ausgelesen und überwacht werden kann. In der Großindustrie macht das ja vielleicht Sinn. Aber bei uns hier? Wo die Bauern oft neben ihrem Vieh stehen, wenn ich schlachte?“[/vc_column_text][vc_media_grid gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1609842400218-73c7a9be-efd4-7″ include=“122093,122125,122126″][vc_column_text]

„Wir bestimmen unsere Preise selbst“

Dabei finden die Lehmanns die EU-Auflagen nicht per se schlecht. „Immerhin haben wir mit einer EU-Förderung in Räume, Ausrüstung und Maschinen investieren können. Gleichzeitig aber wurde für die Förderung die Direktvermarktung von Produkten zur Bedingung gemacht. Hieß konkret: Ein Hofladen war Bedingung. Wir wurden also gezwungen, zusätzlich zu investieren und hatten noch mehr Arbeit als ohnehin schon. Und mein Mann fragte sich, wer soll denn hier rauskommen? Irgendwo ins Nirgendwo an der B5? Zum Glück hat er sich geirrt.“

Der kleine Hofladen ist seit 2010 jeden Freitag geöffnet. Die Lehmanns bestimmen ihre Preise selbst. Und die Kunden kommen inzwischen sogar aus Berlin. Und alle sind bereit, ein paar Euro mehr zu bezahlen – für Qualität, wie sie eben nur eine regionale Landfleischerei bieten kann…[/vc_column_text][vc_media_grid gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1609842495548-91209e32-06d2-10″ include=“122096,122095,122094,122127,122128,122129″][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-rocket“]Forderungen der Nationalmannschaft des Fleischerhandwerks:

  1. Weg mit der Arbeitszeitdokumentation wie in der Industrie für kleine Familienbetriebe
  2. Einheitliche Entsorgungsgebühren – weg mit den Mengenrabatten
  3. Bestandsschutz für traditionelle Landschlachtereien
  4. Einheitliche Untersuchungsgebühren pro Tier
  5. System der Rückverfolgbarkeit von Fleischprodukten darf nicht ausgehebelt werden
  6. Tierschutz ist selbstverständlich – nicht aber der Zwang zur Anschaffung von Geräten und Maschinen, die nur in der Großindustrie sind machen
  7. Mehr Zeit für Kassenumrüstung
  8. Lebensmittelkontrollen müssen den Strukturen eines Handwerksbetriebs angepasst sein
  9. Gebührenfreie staatliche Kontrollen
  10. Keine Benachteiligung im Wettbewerb und Handel

[/vc_message][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Landschlachthof Lehmann
Tempelberger Weg 1b

15518 Steinhöfel / OT Heinersdorf[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.landschlachthof-lehmann.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

033432 70538

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-mobile“]

0162 690 58 883

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Begabtenförderung: Auf einem Festakt werden jedes Jahr die Junggesellen*innen mit den besten Ausbildungsleistungen geehrt. Die Pandemie machte dies zuletzt unmöglich. Stellvertretend und symbolisch für alle, die sich ins Zeug gelegt haben, besuchte Handwerkskammerpräsident Wolf-Harald Krüger den Best-Gesellen Enrico Lutat von der Malerfirma Lutat in Panketal. Ein Beitrag von Mirko Schwanitz.
[/vc_column_text][vc_single_image image=“122107″ img_size=“large“][vc_column_text]Traditionell werden zum Tag der Berufsbildung die Lehrlinge mit den besten Prüfungsleistungen und sehr gute Ausbildungsbetriebe geehrt. Doch wegen der Corona-Pandemie war das diesmal nicht möglich. Dafür bekam Malergeselle Enrico Lutat aus Panketal Besuch von Handwerkskammerpräsident Wolf-Harald Krüger und Michaela Schmidt. „Wir dachten, wir übergeben Ihnen die Auszeichnung persönlich und gleichzeitig stellvertretend für alle anderen“, erklärte die Leiterin der Abteilung Berufsbildung der Handwerkskammer die ungewöhnliche Visite.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“122108″ img_size=“large“][vc_column_text]Dass die Wahl auf den 20-jährigen fiel, ist kein Zufall. Enrico Lutat hat nicht nur seine Gesellenprüfung als Jahrgangsbester im Land Brandenburg abgeschlossen. In diesem Jahr will er sich im Bundesleistungswettbewerb des Handwerks mit den besten seiner Zunft messen. Den Antrag auf Teilnahme hat er bereits eingereicht. Besonders freute er sich über den von Wolf-Harald Krüger überreichten Bescheid für die Begabtenförderung. „Ich habe bereits mit der Meisterausbildung begonnen, werde das Geld aber für die nächsten Teile der Ausbildung sehr gut gebrauchen können“, ließ er seine Gäste wissen. Denn das Ziel des jungen Mannes ist klar: „Ich will den Betrieb meines Vaters eines Tages übernehmen.“

Jürgen Lutat (59) stammt aus einer Fleischerfamilie. Er lernte beim VEB Ausbau. Dann wechselte er in eine PGH. 1990 gehört er zu den Wende-Gründern der ersten Stunde. Im Nachwendeaufschwung wuchs seine Malerfirma auf bis zu 90 Mitarbeiter an. „Wir wuchsen zu schnell“, resümiert Jürgen Lutat heute zurückblickend. „Und wir zahlten Lehrgeld. An mehreren Großaufträgen wäre die Firma beinahe gestorben, weil nicht gezahlt wurde. Ich habe mich dann sukzessive verkleinert und mich schließlich auf Privathaushalte spezialisiert.“ „Dennoch haben sie stets ausgebildet“, bemerkt Wolf-Harald Krüger. „Mit ihrem Sohn hat ihr Betrieb zum dritten Mal einen Landessieger hervorgebracht.“ Sichtlich bewegt nahm Jürgen Lutat vom Präsidenten der Handwerkskammer für diese Leistung eine Anerkennungsurkunde entgegen.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122110″ img_size=“large“][vc_column_text]„Dass mein Sohn mal in meinen Betrieb einsteigen würde, war nicht immer so klar“, erinnert sich Jürgen Lutat, der seinen Sohn nach dem Abitur schon an den Maschinenbau verloren glaubte. Enrico nickt: „Das war mein Ziel. Ein Praktikum in meinem zukünftigen Betrieb belehrte mich aber eines Besseren. Ich stellte fest, dass die ständige Arbeit am PC nicht so mein Ding ist. Lieber ist mir ein ausgeglichenes Verhältnis von Büro- und praktischer Arbeit. Außerdem wollte ich doch lieber mein eigener Herr sein möchte. Also habe ich mich mit meinem Vater zusammengesetzt. Und dann entschieden, bei ihm einzusteigen.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“122111″ img_size=“large“][vc_column_text]Bei so manchem Klassenkameraden stieß die Entscheidung damals auf Unverständnis. Schließlich hatte Enrico sein Abitur mit einem Durchschnitt von 1,9 gemacht. „Aus meinem Abi-Jahrgang von 150 Leuten haben gerade mal zehn Leute eine klassische Berufsausbildung begonnen“, antwortet Enrico auf eine Frage von Handwerkskammerpräsident Wolf-Harald Krüger. Woher komme diese Ablehnung handwerklicher Berufe, wollte der wissen. Enrico Lutat überlegt kurz. „Schwer zu sagen. Ich glaube aber, dass unsere Generation überhaupt viel zu wenig Berührungspunkte mit handwerklicher Arbeit hat. Und dass nur noch wenige Eltern haben, die selbst etwas mit ihren Händen machen und erschaffen. Ich kann mich auch nicht erinnern, das bei meinen Gymnasiallehrern das Handwerk eine Rolle gespielt hätte, wenn es um die zukünftige Berufswahl gegangen sei.“ Auch die Lehrlingsvergütung sei ein Problem. „Wenn Dir Aldi und Lidl im ersten Ausbildungsjahr über 1000 Euro Lehrlingsgehalt anbieten, warum solltest Du dann Friseur mit etwas mehr als 500 Euro werden“, gibt Enrico Diskussionen aus seiner Schulzeit wieder. „Das musst Du dann schon wirklich wollen und die finanzielle Unterstützung deiner Familie haben. Sonst geht das einfach nicht. Ich glaube, dass das Handwerk Eltern und Lehrer noch stärker als Zielgruppe für die Nachwuchswerbung in den Blick nehmen und da neue Strategien und Formate entwickeln muss. Ich glaube auch, dass das Handwerk viel zu wenig in den Universitäten präsent ist. Man müsse sich noch viel stärker um Studienabbrecher bemühen.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“122112″ img_size=“large“][vc_column_text]„Mit der Begabtenförderung und dem Meister-Bafög habe man bereits große Anstrengungen unternommen, berufliche Karrieren im Handwerk zu fördern. Auch gebe es in verschiedenen Handwerkskammern bereits große Bemühungen um Studienabbrecher. Gerade die HWK Rheinland-Pfalz sei da sehr erfolgreich und man tausche die Erfahrungen selbstverständlich aus“, erwidert Michaela Schmidt. „Auch dass die Berufsausbildung am Ende einem Bachelor-Abschluss gleichgestellt ist, ist ein großer Fortschritt. Gesellen wie Enrico sind Botschafter des Handwerks im besten Sinne“, meint die Abteilungsleiterin Berufsbildung der Handwerkskammer und überreicht Enrico ein kleines Überraschungspaket, wie es Ende 2020 alle Best-Gesell*innen bekamen.

„Wow“, entfährt es ihm, als er mit dem Auspacken beginnt. Ein Blue Tooth-Lautsprecher, ein Thermobecher, ein kleiner Rucksack mit der Aufschrift „Hoffnungsträger“. „Alles Dinge, die man auf Baustellen gut gebrauchen kann“, bedankt sich Enrico.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122113″ img_size=“large“][vc_column_text]Während seiner Gesellenausbildung bemerkte Enrico Lutat, „dass so mancher in meiner Altersgruppe offenbar Kommunikationsprobleme hat. Die schreiben lieber eine E-Mail, als mal zum Telefonhörer zu greifen, um mit Kunden zu reden. Dabei kann man im persönlichen Gespräch Dinge oft besser, einfacher und mit weniger Aufwand regeln.“ In solchen Entwicklungen zeigen sich für Enrico Lutat auch die negativen Seiten einer stärker digitalisierten Gesellschaft, deren Vorteile er sonst sehr wohl zu schätzen weiß.

Wie er denn seine Ausbildung einschätze, will HWK-Präsident Krüger im weiteren Verlauf des Besuches von Enrico Lutat wissen. „Ich bin mit der überbetrieblichen Ausbildung in Hennickendorf sehr zufrieden. Vor allem, was ich an Spachteltechniken lernen konnte, hat mich wirklich begeistert.“ Da lerne er heute viel von seinem Sohn, fügt Jürgen Lutat augenzwinkernd hinzu. Denn solche Techniken habe er vor über 44 Jahren in seiner Ausbildung nicht gelernt. Aber damit könne die Firma Lutat ihren Kunden natürlich heute qualitativ viel neues anbieten.

„Zurzeit sind wir ein reiner Vater-Sohn-Betrieb. Aber ich denke natürlich schon heute darüber nach, ob wir in naher Zukunft wieder ein paar Arbeitsplätze schaffen sollten“, wagt Enrico zum Abschluss einen Ausblick in die Firmenzukunft.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Jürgen Lutat – Malermeister
Altonaer Str. 10

16341 Panketal / Ot Schwanebeck[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.malermeister-lutat.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]030 94414381[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]