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[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]SATTLERHANDWERK: SCHON IN DER SCHULZEIT REPARIERTE SIE DAS ZAUMZEUG IHRES PFERDES SELBER. IN EINEM SCHÜLERPRAKTIKUM ERFUHR DIE ABITURIENTIN, DASS ES DAFÜR AUCH EINEN BERUF GIBT. INZWISCHEN IST KAROLIN WERKMEISTER SATTLERIN AUS LEIDENSCHAFT. UND GIBT IHR WISSEN AN DIE JUNGE GENERATION WEITER. Von Mirko Schwanitz[/vc_column_text][vc_video link=“https://youtu.be/bUyZd9_24bU“ el_class=“video“ title=“HWK-FF.DE“][vc_column_text]DHB: Die meisten Jugendlichen, die heute die Schule beenden, wissen mit dem Begriff Sattlerin nichts anzufangen. Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?

Karolin Werkmeister: Ich hatte in meiner Jugend ein Pferd. Und beim Aufsatteln ist mir mancher Riemen, manche Naht am Zaumzeug kaputtgegangen. Aber damals war meine Stute noch sehr jung. Und auch Jungpferde müssen lernen, da geht das eine oder andere immer kaputt. Irgendwann fing ich an, das selbst zu reparieren. Meine Mutter meinte irgendwann, es gebe einen Beruf, in dem sowas professionell gemacht würde.

DHB: Und dann? Haben Sie ein Praktikum in einem Sattlerbetrieb gemacht?

Karolin Werkmeister: … und es hat zooom gemacht? (lacht) Nein. Aber es hat mir doch so gut gefallen, dass ich den mir angebotenen Ausbildungsplatz nach dem Abi tatsächlich angenommen habe.

DHB: Wie viele MitschülerInnen sind denn noch ins Handwerk gegangen?

Karolin Werkmeister: Nicht viele. Ich weiß jedenfalls noch sehr gut, dass mich im letzten Schuljahr viele komisch anguckten. Wie, du machst’ne Lehre? Wozu quälst du dich denn dann durchs Abi? Und klar, wenn ich heute zurückblicke, es wäre nicht unbedingt notwendig gewesen.

 

„Ich bin stolz auf meinen Meisterbrief“

 

DHB: Also war das Abi verlorene Zeit?

Karolin Werkmeister: Auf keinen Fall! Wir leben in einer Zeit, in der man sich ständig weiterbilden muss.  Handwerk ist nicht mehr wie früher, wo der Großvater oder die Großmutter die Werkzeuge an Vater oder Mutter und die an die Kinder vererbten. Man braucht heute also viel mehr noch als früher eine positive Haltung gegenüber dem lebenslangen Lernen. Und im Abitur lernt man auch wie man effektiv und selbstständig lernt. Das hat man dann so manchem in der Berufsschule voraus.

DHB: Was war, es, dass sie von Beginn an diesem Beruf so reizte?

Karolin Werkmeister: Wenn es um Sättel geht – dass unter den eigenen Händen etwas entsteht, dass Mensch und Tier gleichermaßen glücklich macht. Jeder Sattel, den man kauft, muss angepasst werden, denn jedes Tier ist anders anatomisch gebaut. Machen Reiter das nicht, wird das Tier Schmerzen haben.

DHB: Haben Sie sich nach ihrer Ausbildung gleich selbstständig gemacht?

Karolin Werkmeister: Hätte ich machen können, denn für den Sattlerberuf besteht leider keine Meisterpflicht mehr. Ich habe aber erst mal ein halbes Jahr in meinem Ausbildungsbetrieb und danach zwei Jahre in den Niederlanden Erfahrungen gesammelt. Mich in der Fremde selbstständig zu machen, kam für mich nicht in Frage. Da es in der Heimat aber keinen Sattlerbetrieb mit Fachrichtung Reitsport gab, der mich eingestellt hätte, war die Selbstständigkeit die einzige Option.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121811″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Sie haben aber trotzdem den Meister gemacht?

Karolin Werkmeister: Das war für mich von Beginn an klar. Als Lehrling mit den entsprechenden Leistungen hatte ich das Meisterstipendium gewonnen. Und innerhalb von drei Jahren nach der Ausbildung muss man beginnen. Ein System, das ich nicht in Ordnung finde. Ich würde das ändern. Unabhängig davon ist die Meisterausbildung ist ein Gütesiegel. Ich bin verdammt stolz auf meinen Meisterbrief.

DHB: Wenn Sie an den Beginn Ihrer Selbstständigkeit denken, war die Meisterschule da hilfreich?

Karolin Werkmeister: Nicht wirklich. Ohne Meisterschule wäre ich nicht im Ernst auf die Idee der Selbstständigkeit gekommen Aber der Spirit unter den Kollegen dort und der Zusammenhalt im Bundesverband (BVFR) haben mir Mut gemacht. Schon einen Businessplan in unserem Gewerk zu erstellen, ist eine große Herausforderung. Wie groß ist in meiner Region der Bedarf an Sattlerdienstleistungen? Wie hoch muss der Umsatz sein? Und: Kann ich den wirklich erwirtschaften? Das hat das Ganze ziemlich spannend gemacht. Aber am Ende ist es das, was man haben muss: Mut zum Risiko.

DHB: Und, hat der Businessplan in der Realität funktioniert?

Karolin Werkmeister: Es kam alles ganz anders als erwartet. Mein Betrieb steht heute auf zwei Säulen. Dem Vertrieb von ausgewähltem Reitsportbedarf und den anpassenden Dienstleistungen am Pferd.  Ab und an erledige ich auch Aufträge, die nichts mit Reiterei zu tun haben.

DHB: Was ist das Schönste an ihrem Beruf?

Karolin Werkmeister: Für mich? Der Kontakt mit den Tieren. Kunden können manchmal schwierig sein. Da braucht man innere Ruhe und nicht selten starke Nerven. Hatte ich schon erzählt, dass ich mir zu Beginn des Abiturs auch hätte vorstellen können, Psychologie zu studieren? Also: Sattlerei ist mehr als der Geruch nach Leder, das Anpassen der Sättel oder die Haptik des Zaumzeugs…[/vc_column_text][vc_single_image image=“121812″ img_size=“large“][vc_column_text]

„Handwerk 4.0 ist auch, was einer im Kopf hat“

DHB: Wir haben von der Notwendigkeit der Weiterbildung gesprochen. Aber in ihrer Werkstatt sieht es nicht gerade nach Handwerk 4.0 aus?

Karolin Werkmeister (lacht): Stimmt. Mein Nähross, auf dem ich Riemen mit Gegenstichen zusammennähe, könnte auch in einem historischen Film mitspielen. Aber 4.0 meint nicht immer nur modernes Werkzeug und Maschinen.

DHB: Sondern?

Karolin Werkmeister: Handwerk 4.0 meint auch das, was wir Handwerker im Kopf haben. Und das sind in meinem Beruf vor allem Studien. Neues Wissen, wie man Reitzeug an die individuelle Anatomie eines Pferdes anpasst. Das Tierwohl und die Sicherheit des Reiters, spielt heute eine viel stärkere Rolle, als noch vor 30 Jahren. Wir setzen dieses Wissen in Material und Konstruktion, in Naht und Polsterung um – man sieht einem Sattel weder High-tech noch das Wissen an, das in ihm steckt. Die Kundinnen und Kunden wollen heute moderne Sättel, etwa mit Carbon-Sattelbäumen und High-End-Produkten.

DHB: Ein Wissen, dass Sie gerne weitergeben?

Karolin Werkmeister: Natürlich. Was passiert sonst mit unserem Wissen, wenn wir es nicht an die nächste Generation weitergeben. Oder können Sie sich vorstellen, wie es dem Pferdesport ergeht, wenn die Sattlerei ausstirbt? Nein, ich gebe mein Wissen gern weiter. Ich will aber nicht nur mein Wissen weitergeben, sondern auch meine Leidenschaft, meine Passion für diesen Beruf. Und dazu braucht es auch den aufnahmebereiten und begeisterungsfähigen Azubi.

DHB: Was ist für Sie ein begeisterungsfähiger Azubi?

Karolin Werkmeister: Jemand, der sich nicht vor blutenden Fingern fürchtet. Dass man sich mit einer Ahle oder Nadel sticht, gehört bei meinem Beruf einfach dazu. Jemand der neugierig ist natürlich und Lust hat, sich auf die Kunden und deren Tiere einzulassen. Jemand, der sich für die ganze Breite des Berufes interessiert. Denn auch wenn der Begriff Sattlerei vom Sattelmachen kommt, so macht ein Sattler doch viel mehr als nur Sättel. Es ist ein Beruf, den ein junger Mensch nur mit Herzblut erlernen kann.

[/vc_column_text][vc_single_image image=“121813″ img_size=“large“][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Sattlermeisterin (Reitsport)
Karolin Werkmeister
Handelsstraße 15

16303 Schwedt[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.sattlermeisterin-schwedt.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03332 41 18 81

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

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30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT: DER EINIGUNGSVERTRAG WURDE AM 31. AUGUST 1990 GESCHLOSSEN ER VERÄNDERTE MILLIONEN LEBENSLÄUFE, SICHERTE DEN OSTDEUTSCHEN PERSPEKTIVEN UND VERLANGTE VON IHNEN ENORME ANPASSUNGSLEISTUNGEN. OHNE HANDWERKSBETRIEBE UND LEUTE MIT MUT FÜR DEN WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WÄRE DIE VEREINIGUNG KEINE ERFOLGSGESCHICHTE GEWORDEN.

[/vc_column_text][vc_single_image image=“121797″ img_size=“large“][vc_column_text]

Einst leitete er den Anlagenbau eines lufttechnischen Berliner Betriebes. Noch in den Wendewirren gründete er die Berliner Wartungs- und Kundendienst GmbH. Heute besitzt Heinrich Meyer 15 große und kleine Patente und feiert in diesem Jahr das 30jährige Bestehen seines erfolgreichen Unternehmens.

DHB: Wo hat Sie die Wende vor 30 Jahren erwischt?

Heinrich Meyer: In einem Betrieb, der schon vor dem Mauerfall „drüben“ arbeitete. Unsere Monteure wurden in Drilliche Westberliner Firmen gesteckt, ihre F6-Zigaretten gegen HB ausgetauscht. Dann reparierten sie Lüftungskanäle auf der anderen Seite. Es hat sich wohl gelohnt, diese Art der Arbeitnehmerüberlassung zu praktizieren – für beide Seiten.

DHB: Wenn Sie das Wort „Wende“ heute hören, an was denken Sie da?

Heinrich Meyer: An chaotische Verhältnisse. Fragwürdige Privatisierungen und Treuhand-Mitarbeiter. Aber auch an Aufbruchsstimmung. Neuanfang. Und zuverlässige Partner, die ihn für mich möglich machten.

DHB: Woher der Mut, sich noch vor der Einheit selbstständig zu machen?

Heinrich Meyer: Selbstbewusstsein. Und eine Frau, die aus einer Handwerkerfamilie kam und hartnäckig insistierte. Ich kannte unsere alten Partner in Westberlin. Mit einem gründete ich eines der ersten Ost-West-Joint Venture in Berlin. Wir hatten Dank unsere „Westaufträge“ schon zu DDR-Zeiten die modernsten Geräte und wussten, wie „drüben“ gearbeitet wird. Was sollte schiefgehen?

DHB: Wie haben Sie Ihre ersten Aufträge aquiriert?

Heinrich Meyer: Mit meinem grünen Trabi. Den ließ ich immer um die Ecke stehen, bevor ich in feinem Zwirn Klinken putzen ging. Hat funktioniert.

DHB: Erzählen Sie mir nicht, dass alles glatt lief?

Heinrich Meyer: Weil ich schon im Mai 1990 gründete, der Einigungsvertrag noch nicht unterschrieben war, bekam ich keinerlei Fördermittel, wie viele spätere Gründer. Die Vorurteile uns „Ossis“ gegenüber waren zum Teil nicht nachvollziehbar.

„Sie kommen aus dem Osten? Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!“

DHB: Sprechen Sie jetzt von der Treuhand?

Heinrich Meyer: Auch. Als ich mit meinem Westberliner Gesellschafter 1991 auf dem alten IFA-Gelände in Ludwigsfelde eine Halle kaufen wollten, mussten wir zur Treuhand. Da saß ein junger Mann, lehnte sich zurück und eröffnete uns frei heraus: Wissen Sie, bis dieses Haus hier geschlossen wird, bin ich saniert. Wir fragten zurück: Reden Sie gerade wirklich von Bakschisch? Er sagte: So würde ich es nicht nennen. Wir standen auf und gingen. Die Halle haben wir natürlich nicht bekommen.

DHB: Erinnern Sie sich an Ihre ersten Aufträge?

Heinrich Meyer: Einer war die Reparatur einer Lüftungsanlage eines Berliner Nobelrestaurants. Wir brauchten Material und bekamen auf unsere Anforderung keine Antwort. Die hatten unsere Bestellung einfach ignoriert. Erst als ich anrief und den Namen unseres Westberliner Gesellschafters nannte, bekamen wir die Ware. Sofort – und mit hohen Rabatten. Wie viel solcher Geschichten wollen sie noch hören?

DHB: Das heißt, man stellte Ihre Qualifikation in Frage?

Heinrich Meyer: Ich habe in Köthen Anlagenbau studiert. Es war eine der wenigen technischen  Hochschulen der DDR, die auf ihrem Gebiet auch international anerkannt war. So, dass dort auch Studenten aus Westeuropa ihren Abschluss machten. Wir hatten schon vor dem Mauerfall 10 Jahre lang Klima- und Lüftungsanlagen im Osten und Westen gebaut. Und dann sagt dir ein Manager einer großen Westberliner Firma plötzlich. Sie kommen aus dem Osten! Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!

DHB: Hatten Sie das Startkapital eigentlich auf der hohen Kante?

Heinrich Meyer: Wissen Sie was ich als Abteilungsleiter verdiente? Etwas über 800 DDR-Mark. Nein, für meinen Firmenanteil musste ich bei Verwandten Schuldscheine unterschreiben. Die waren zum Glück Dank guter Auftragslage bald beglichen.

DHB: Wie reagierten Westberliner Firmen auf die neue Konkurrenz aus dem Osten?

Heinrich Meyer: Unterschiedlich. Einmal wurden wir von einer Westberliner SHK-Firma vor dem Landgericht verklagt, wegen unseres Firmennamens. Unlauterer Wettbewerbsvorteil, so der Vorwurf. Angedroht war zusätzlich ein Bußgeld in fünfstelligem Bereich. Ich war fix und fertig, denn das Registergericht hatte den Namen ja genehmigt. Ich ging mit einer schweren Grippe zum Prozess und habe gewonnen.

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DHB: Sprechen Sie jetzt von der Treuhand?

Heinrich Meyer: Auch. Als ich mit meinem Westberliner Gesellschafter 1991 auf dem alten IFA-Gelände in Ludwigsfelde eine Halle kaufen wollten, mussten wir zur Treuhand. Da saß ein junger Mann, lehnte sich zurück und eröffnete uns frei heraus: Wissen Sie, bis dieses Haus hier geschlossen wird, bin ich saniert. Wir fragten zurück: Reden Sie gerade wirklich von Bakschisch? Er sagte: So würde ich es nicht nennen. Wir standen auf und gingen. Die Halle haben wir natürlich nicht bekommen.

DHB: Erinnern Sie sich an Ihre ersten Aufträge?

Heinrich Meyer: Einer war die Reparatur einer Lüftungsanlage eines Berliner Nobelrestaurants. Wir brauchten Material und bekamen auf unsere Anforderung keine Antwort. Die hatten unsere Bestellung einfach ignoriert. Erst als ich anrief und den Namen unseres Westberliner Gesellschafters nannte, bekamen wir die Ware. Sofort – und mit hohen Rabatten. Wie viel solcher Geschichten wollen sie noch hören?

DHB: Das heißt, man stellte Ihre Qualifikation in Frage?

Heinrich Meyer: Ich habe in Köthen Anlagenbau studiert. Es war eine der wenigen technischen  Hochschulen der DDR, die auf ihrem Gebiet auch international anerkannt war. So, dass dort auch Studenten aus Westeuropa ihren Abschluss machten. Wir hatten schon vor dem Mauerfall 10 Jahre lang Klima- und Lüftungsanlagen im Osten und Westen gebaut. Und dann sagt dir ein Manager einer großen Westberliner Firma plötzlich. Sie kommen aus dem Osten! Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!

DHB: Hatten Sie das Startkapital eigentlich auf der hohen Kante?

Heinrich Meyer: Wissen Sie was ich als Abteilungsleiter verdiente? Etwas über 800 DDR-Mark. Nein, für meinen Firmenanteil musste ich bei Verwandten Schuldscheine unterschreiben. Die waren zum Glück Dank guter Auftragslage bald beglichen.

DHB: Wie reagierten Westberliner Firmen auf die neue Konkurrenz aus dem Osten?

Heinrich Meyer: Unterschiedlich. Einmal wurden wir von einer Westberliner SHK-Firma vor dem Landgericht verklagt, wegen unseres Firmennamens. Unlauterer Wettbewerbsvorteil, so der Vorwurf. Angedroht war zusätzlich ein Bußgeld in fünfstelligem Bereich. Ich war fix und fertig, denn das Registergericht hatte den Namen ja genehmigt. Ich ging mit einer schweren Grippe zum Prozess und habe gewonnen.

„Der heutige Arbeitskräftemangel ist genauso ungesund für die Wirtschaft wie die Massenarbeitslosigkeit der 1990er Jahre“

DHB: Sie haben sich also nicht über den Tisch ziehen lassen…

Heinrich Meyer: Das ich nicht lache. Auch ich habe anfangs einem Berater unserer damaligen Hausbank vertraut. Der stellte mir das Geld für eine notwendige Investition sofort zur Verfügung.  Er behauptete, der Kredit sei abgesichert, was sich später als falsch herausstellte. Im Ergebnis musste ich Haus und Hof verpfänden.

DHB: Was macht das mit einem?

Heinrich Meyer: Es gerbt Dir das Fell. Aber es dauert. Wildwestmanieren waren an der Tagesordnung. Rechnungen wurden nicht bezahlt. Wer da nicht standfest war, konnte schnell untergehen. Ich war mehr als einmal in emotionalen Ausnahmesituationen.

DHB: 1995 haben Sie ihren neuen Firmensitz in Erkner gebaut?

Heinrich Meyer: Da war ich schon schuldenfrei. Alle Gewinne wurden sofort reinvestiert. Es gab Auftraggeber, die kamen unangekündigt und ließen sich unsere Monteurautos zeigen oder schauten sich die Firma an. Wäre das alles alt und unaufgeräumt gewesen, hätte es keinen Auftrag gegeben. Damals hatten wir schon 30 Mitarbeiter.

DHB: … und waren bundesweit unterwegs.

Heinrich Meyer: Das kann sich heute auch kaum noch eine Handwerksfirma leisten, seit die Anfahrtszeit zu den Baustellen als Arbeitszeit gilt. Früher galten auf dem Bau zwei Stunden Anfahrtszeit als normal. Heute finden Sie keine Mitarbeiter mehr, die bereit sind, lange Arbeitswege in Kauf zu nehmen. Die Kultur der sogenannten „work-life-balance“ hat die Arbeitswelt extrem verändert.

DHB: Sie klingen, als wären Sie darüber nicht sehr glücklich?

Heinrich Meyer: Ich wünsche mir keinesfalls die Situation der Massenarbeitslosigkeit der 1990er Jahre zurück. Aber der heutige Arbeitskräftemangel ist ebenso ungesund für die Wirtschaft. Heute ist ein Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte entbrannt, dass selbst unzuverlässige Mitarbeiter Forderungen stellen können, die an der Realität voreigehen.

DHB: Hinter Ihnen an der Wand hängen 15 Urkunden…

Heinrich Meyer: Das sind Patente, die ich in den letzten 12 Jahren bekommen habe.

DHB: Welches ist Ihnen das Wichtigste?

Heinrich Meyer: Eines Tages erzählte mir ein Manager eines Autokonzerns, das viele Hersteller extreme Probleme mit korrodierten Entlüftungsanlagen in ihren Lackierstraßen hätten. Als ich mir das angesehen habe, fiel ich aus allen Wolken. Das sah aus einer anderen Zeit. Ich befasste mich mit dem Problem und fand eine Lösung. Darauf habe ich heute weltweite Patente. Und bin wirklich stolz darauf.

„Die Zulassung zu bestimmten Studienberufen sollte an den vorherigen Abschluss einer Berufsausbildung gekoppelt werden“

DHB: Wie ist die Ausbildungssituation in Ihrem Betrieb?

Heinrich Meyer: Schwierig. Wie für die meisten Unternehmen zurzeit. Bei vielen Bewerbern fehlt es an grundlegenden Kenntnissen in Mathematik und Physik. Um Montageberichte zu lesen, brauchte ich oft einen Graphologen. Das ist einfacher geworden, seitdem wir Tabletts benutzen.

DHB: Was muss sich ändern?

Heinrich Meyer: Das Bildungssystem. Zum Abitur dürfen nur noch Schüler zugelassen werden, die bundeseinheitlich gleich hohe Mindestanforderungen erfüllen. Da darf es keinen Rabatt geben. Wir sollten wieder mehr Wert auf eine breitere Allgemeinbildung, eine gute Real- oder Hauptschulausbildung legen. Es sollte keine Möglichkeit geben, Fächer, die man nicht mag, abzuwählen. Der Praxisbezug muss verbessert werden.

DHB: Wie stellen Sie sich das vor?

Heinrich Meyer: In der DDR arbeiteten Schüler ab der 6. Klasse regelmäßig in Betrieben. Das ist heute illusorisch. Aber warum wird eigentlich nicht in die Schaffung weiterer überbetrieblicher Ausbildungszentren investiert. Sie könnten die meist ineffektiven Schülerpraktika ersetzen und stattdessen eine praxisorientierte Schülerausbildung anbieten, die zum Pflichtunterricht gehört. Hier würden sie die vielfältigen Berufsbilder und damit verbundenen Tätigkeiten und Maschinen kennenlernen. Aber auch die Freude, die es macht, etwas mit eigenen Händen zu schaffen.

DHB: Das würde viel Geld kosten, weil jeder Landkreis in Deutschland mehrere solche Zentren bräuchte?

Heinrich Meyer: Es wäre aber eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Denn mit Hilfe solcher Ausbildungszentren könnten Schüler berufsorientierter als heute auf die Gymnasien gehen. Man könnte auch diskutieren, ob es nicht sinnvoll ist, Zulassungen zu bestimmten Berufen an eine vorherige Berufs- oder duale Ausbildung zu koppeln. Ein Medizinstudium ist ja auch an einen numerus clausus gekoppelt.

[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]

Berliner Wartungs- und
Kundendienst GmbH
Zum Wasserwerk 4

15537 Erkner

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]

www.bwk-klimatechnik.de

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03362 58610

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]

Stichtag: Zum 31. Dezember lief die Übergangsfrist für Altgeräte ab. Ziel: Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenmonoxid sollen weiter gesenkt werden. Betroffen waren bundesweit zwei Millionen Kamin- und Kachelöfen. Dennoch hat Ofen- und Lüftungsbaumeister Marko Medejczyk immer noch gut zu tun.

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DHB: Guten Morgen, Herr Medejczyk, riechen sie was?

Marko Medejczyk: Die Luft draußen ist feucht. Es riecht nach Erde. Und kaltem Kaminholzfeuerrauch.  Früher hätte sie nach verbrannter Braunkohle gerochen.

DHB: Wann verschwand dieser Geruch?

Marko Medejczyk: Bei uns wurde exzessiv mit Braunkohle geheizt, weil die Sowjetunion lange vor 1989 die Preise für Öl- und Gas erhöht hatte und die DDR im Prinzip Pleite war. Im Westen gab es schon seit 1974 ein Immissionsschutzgesetz. Das galt mit der Wende auch für den Osten. Man stieg also auf Öl- und Gasheizungen um. Schon Mitte der 1990er Jahre roch die Luft plötzlich nicht mehr nach verbrannten Briketts.

DHB: Was bedeutete das für das Ofenbauer-Handwerk?

Marko Medejczyk: Mein Vater war Ofensetzer, hatte nach der Wende seinen Ofenbau-Meister und sich selbstständig gemacht. Doch der Anfang war unheimlich schwer. Es schien, als hätte er auf ein aussterbendes Handwerk gesetzt. Weshalb er nicht wollte, dass ich in seine Fußstapfen trete.

DHB: Sie wurden Elektromonteur mit Abitur…

Marko Medejzcyk: Stimmt. Ich begann meine Lehrausbildung 1988. Einen Teil absolvierte ich im Zementwerk Rüdersdorf. 1989 kam die Wende, da hatten wir oft anderes im Kopf als die Ausbildung. Aber ich hab’s durchgezogen und war 1991 fertig, ging danach erst einmal zur Bundeswehr, diente damals noch auf dem Flugplatz in Marxwalde.

DHB: Danach aber sattelten doch in jenes Handwerk um, das vom Aussterben bedroht war. Warum?

Marko Medejczyk: Elektro war nicht wirklich mein Ding. Und ich wollte meinen Vater unterstützen und irgendwann die Firma übernehmen. Das hieß natürlich nochmal die Schulbank drücken. Schon damals gab es nur noch fünf Berufsschulen in ganz Deutschland, die das Ofenbauer-Handwerk unterrichteten. Ich lernte es in Schwerin, durfte zum Glück aber gleich im zweiten Lehrjahr einsteigen, weil ich schon eine Lehre abgeschlossen hatte.

DHB: Sie starteten also, ohne sicher sein zu können, dass ihr Beruf eine Zukunft hat?

Marko Medejczyk: Ja, das war so. Damals arbeiteten wir tatsächlich eher als Fliesenleger denn als Ofenbauer. Aber bereits Mitte der 1990er Jahre änderte sich das. Ich spürte, dass der Wohlstand auch bei uns zunahm. Die, die bereits auf Gas oder Ölheizungen umgerüstet hatten, wollten jetzt so etwas wie Wohlfühlatmosphäre. Die ersten ließen sich in die alten Kachelöfen neue Heizeinsätze für Holzfeuerung einbauen, andere schafften sich Kaminöfen an. Plötzlich hatten wir wieder gut zu tun.

DHB: Und jetzt erfüllen die damals neuen Geräte die Werte des inzwischen verschärften Immissionsschutzgesetzes nicht mehr?

Marko Medejczyk: So ist es. Bis zum 31. Dezember mussten alle zwischen 1985 und 1994 errichteten Einzelraumfeuerungen stillgelegt, umgerüstet bzw. ausgetauscht werden. Viele Kunden hatten das bereits getan. Betrieben werden dürfen nur noch Feuerstätten, die Grenzwerte von 0,15 Gramm Staub und vier Gramm Kohlenmonoxid je Kubikmeter Brennstoff nicht überschreiten.

DHB: Was ist preiswerter: umrüsten oder austauschen?

Marko Medejczyk:  Im Prinzip war die Technik zur Vermeidung von umweltschädlichen Emmissionen, also die Freisetzung von in Festbrennstoffen gebundenem Schwefel oder Kohlenmonoxid schon 2015 weitgehend ausgereizt. Nachrüstbare Aktiv- bzw. Passivfilter sind oft teurer als Neugeräte. Was sie an Schadstoffen binden, muss zudem gesondert entsorgt werden. Daher rate ich bei Kachelofenluftheizungsanlagen in der Regel zum Wechsel auf einen geprüften Heizeinsatz und bei mobilen Kaminöfen eher zu einem Neugerät.

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DHB: Gibt es einen Unterschied zwischen einer Kachelofenluftheizungsanlage und einem Kachelofen?

Marko Medejczyk: Viele der in der DDR betriebenen Kachelöfen sind in Wirklichkeit Kachelofenluftheizungsanlagen. In ihnen ist der einzige, in der DDR hergestellte Heizeinsatz vom Typ Ortrand 3020 eingebaut. Die in dem Heizeinsatz erzeugte Wärme wird durch sogenannte „keramische Züge“ im Ofen geleitet und erwärmt dessen Steine. Ein alter Kachelofen hingegen ist ausschließlich aus Schamottsteinen gemauert und hat keinen Heizeinsatz aus Metall.

DHB: Lässt sich ein solcher Ofen umrüsten?

Marko Medejczyk:  Nicht wirklich. Im Prinzip müssten Sie abgetragen und komplett neu aufgebaut werden. Das macht nicht wirklich Sinn, es sei denn, man möchte unbedingt einen Ofen mit den alten Originalkacheln haben, etwa wenn man einen Ofen mit sehr schönen Meissner Kacheln hat. Aber auch dann wäre das ein komplett neuer Ofen, nur mit den alten Kacheln. Dementsprechend hoch sind dann auch die Kosten.

DHB: Was ist eigentlich mit offenen Kaminen?

Marko Medejczyk: Die sind von der Regelung ausgenommen. Kommt es durch deren Nutzung aber zur Geruchsbelästigungen, kann der Schornsteinfeger die Nutzung auf eine bestimmte Anzahl von Tagen im Jahr einschränken.

DHB: Werden Öfen eigentlich heute noch immer mit Schamottsteinen gemauert?

Marko Medejczyk: Die Schamottsteine haben sich bewährt, gelten aber als „Ofenbauerschinder“, weil sie sehr schwer sind. Heute setzen Ofenbauer auch den sogenannten Vermikulit-Steine ein. Sie sind leichter und reißt seltener – anders als Schamotte.

DHB: Heute heißt ihr Beruf Ofen- und Luftheizungsbauer. Wie viel hat er noch mit dem Bild der körperlich schweren und auch schmutzigen Arbeit aus der Ofensetzerzeit ihres Vaters zu tun?

Marko Medejczyk: Das Berufsbild hat sich sehr gewandelt. Muskeln braucht es aber immer noch. Viele Hausbesitzer lassen sich wieder aufwändig gestaltete Öfen etwa mit Ofenbänken, Verzierungen und anderen gestalterischen Elementen wie mit kunstvoll geschmiedeten sogenannten Röhrtüren verschlossene Warmhaltefächer bauen. Unser Beruf reicht heute stark ins künstlerisch-gestalterische hinein.

DHB: Ist ein Ofen eigentlich noch ein Ofen oder ein Hightechgerät?

Marko Medejzcyk: Er ist eine Heizung, die im Raum eine wesentlich größere Behaglichkeit ausstrahlt als eine „profane“ Zentral- oder unsichtbare Fußbodenheizung. Hinter diesem Wohlfühleffekt aber steckt heute durchaus Hightech. So mancher Kunde wundert sich, dass er beim Anheizen nicht die untere Klappe auflassen muss. Heute kann die Luftansaugung z.B. durch moderne Schornsteine erfolgen, nicht zwingend durch die Raumluft wie es früher die Regel war.

DHB: Arbeitet ein Ofenbauer von heute mit einem Computer?

Marko Medejczyk (lacht): Jedenfalls nicht nur um Rechnungen zu schreiben. Mein Vater hat alle Entwürfe noch von Hand gezeichnet. Ich habe meine Entwürfe aber von Beginn an mit einem CAD-Programm am Computer gemacht und visualisiert. Einige KollegInnen arbeiten bereits mit 3-D-Brillen, damit die Kunden schon vorher sehen können, wie der Ofen in ihrem Raum wirkt. Da will man als Ofenbauer kein Risiko eingehen. Denn so ein neuer Ofen kann schon mal so viel kosten wie ein neuer Kleinwagen.

DHB: Wieviel Higtech ist im Ofen noch möglich?

Marko Medejczyk: Ich persönlich glaube, dass die Technik zum Einsparen von Emmissionen weitgehend ausgereizt ist. Wenn es jetzt noch technische Weiterentwicklungen gibt, dann möglicherweise durch Brandsteuerungen, um die Fehler des Feuer machenden Menschen zu minimieren.

DHB: Wie wird sich der Beruf des Ofen- und Luftheizungsbauers weiterentwickeln?

Marko Medejczyk: Unsere Innung hat noch 33 Mitglieder. Und es gibt kein Treffen, auf dem die Zukunft unserer Zunft nicht das alles überragende Thema ist.  Es ist völlig klar. Die sogenannte De-Karbonisierung wird dazu führen, dass es eines Tages sicher untersagt wird, Feststoffe zu verbrennen. Aus der Kohle steigen wir gerade aus. Um unseren Holzvorrat zu decken, müssen wir heute schon Holz einführen, das oft genug aus Raubbau stammt. Der Klimawandel wird dazu führen, dass Holz so langsam nachwächst, dass es sich verbietet, es zu verfeuern. Das Ende unseres Berufes als Ofenbauer ist absehbar.

DHB: Wann wird es soweit sein?

Marko Medejczyk: Ich bin kein Hellseher. Schon jetzt gehören wir zur Sparte Klima-Heizung-Sanitär. Und tatsächlich kommt es zu immer mehr Überschneidungen. In Hochhäusern und Wohnanlagen, Lofts und Penthäusern, Hotels und Pensionen werden heute Geräte eingebaut, die Öfen oder Kamine täuschend echt imitieren. Gasflammen hinter Glas, Feuer, das aus Kunstholzscheiten emporlodert. Um solche Geräte einzubauen müssen sie Rohrleitungen verlegen, einen Gasschein machen, muss Steuerungselektronik verbaut werden. Hier arbeiten wir bereits oft mit unseren KollegInnen aus den SHK-Firmen zusammen.  Interview: Mirko Schwanitz

[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]

Ofenbau Marko Medejczyk
Lindenstr. 37

15848 Beeskow / OT Oegeln

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]ofen-kaminbau-beeskow.de[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03366 266 34

[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Investition: Sieben Jahre Lang arbeitete Steffen Malitz (53) als Kraftfahrer. 1997 gründete er in Bad Freienwalde „Malitz Frucht“, ein bis heute erfolgreiches Obst- und Gemüsehandelsunternehmen. Vor Kurzem entschloss sich der Unternehmer zu einem außergewöhnlichen Schritt.[/vc_column_text][vc_single_image image=“120833″ img_size=“large“][vc_column_text]Als in Bad Freienwalde die traditionsreiche Bauschlosserei Rühmer zum Verkauf stand, zögerte Steffen Malitz nur kurz. „Ich kannte einen der jungen Meister dort gut. Und dachte, dem will ich den Arbeitsplatz erhalten.“ Kurzentschlossen kaufte er den Betrieb, der bis zum Verkauf einen Umsatz in sechsstelliger Höhe pro Jahr erwirtschaftete. Gleichzeitig investierte Steffen Malitz in die Firma KBS Berger, einen KFZ und Baumaschinen Service.  „Damit gab ich zwei jungen Meistern eine neue Chance“, sagt Steffen Malitz. „Wir brauchen schließlich gute Handwerksunternehmen in der Region. Als Zukunft für junge Menschen und ihre Familie. Aber auch als Arbeitgeber. Ich selbst komme nicht aus dem Handwerk, verstehe so aber meine gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmer.“ „Ohne seine Unterstützung hätten wir den Weiterbetrieb der Traditionswerkstätten wohl nicht gewagt“, sagt KFZ-Meister Chris Berger mit einem Seitenblick auf Metallbaumeister Christian Reetz. Der nickt: „Es war dann Herrn Malitz Idee, beide Unternehmen an neuem Standort nebeneinander anzusiedeln und so Synergieeffekte zu erzielen“, ergänzt er. „Wir führen in unserer Bauschlosserei Schweißarbeiten durch, die in Chris‘ Autoreparaturwerkstatt so nicht möglich sind. Etwa wenn riesige Baggerschaufeln repariert werden müssen.“ Und so profitieren beide Handwerksbetriebe nun auch von Steffen Malitz‘ langjähriger Erfahrung als Unternehmer. Die Buchhaltung für beide Unternehmen wurde bei Malitz Frucht angesiedelt. „Das ist eine riesige Entlastung für uns“, konstatieren beide Meister, die inzwischen zusammen sieben Arbeitsplätze geschaffen haben und bereits über die Schaffung von zwei weiteren nachdenken.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]KBS Berger
KFZ & BAUMASCHINEN SERVICE
Schlosstr. 17
16259 Bad Freienwalde[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Bauschlosserei Rühmer
Schlosstr. 17
16259 Bad Freienwalde[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]03344 301 270 5[/vc_message][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_single_image image=“121576″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]Ende Oktober nahm Thomas Woite (35) seinen Meisterbrief in der Handwerkskammer zu Leipzig entgegen und wurde zugleich als Lehrgangsbester geehrt. „Als mir die Firma Petzold Isoliertechnik 2016 anbot, meine Meisterausbildung im Bereich Wärme-, Kälte und Schallschutzisoliertechnik zu finanzieren, hatte ich schon zwei Kinder. Aber ich war reif genug zu sagen: Hej, eigentlich wolltest du ja nie wieder auf die Schulbank, aber das, das machst du!“

Für Geschäftsführer Hagen Petzold (36)ist es selbstverständlich, dass man Mitarbeitern eine Perspektive im Unternehmen anbieten muss. „Wir wissen alle, wie schwierig es ist, Nachwuchs im Handwerk zu finden. Vor allem in einem Beruf wie dem unseren, von dem viele Schulabgänger nicht wissen, dass es ihn überhaupt gibt. Daher setzen wir viel auf Mund-zu-Mund-Propaganda und die eigenen Mitarbeiter, wenn es um die Suche nach Auszubildenden geht. Das ist nicht leichter geworden. Aber seit 1995 haben wir jedes Jahr konstant ein bis drei Lehrlinge in der Ausbildung.“ Damit gehört die Petzold Isolierttechnik GmbH zu den zehn Prozent der 11.500 Handwerkskammerbetriebe in Ostbrandenburg, die kontinuierlich ausbilden und auf vorbildhafte Weise dazu beitragen, den dringend benötigten Fachkräftenachwuchs zu sichern.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121577″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]

„Ich wollte schon immer was mit Den eigenen Händen machen“

„Für uns ist Ausbildung aber immer nur ein Anfang. Und nicht das Ende. Wir versuchen unseren Mitarbeitern vor allem Weiterentwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Natürlich auch aus Eigennutz“, sagt Hagen Petzold und zwinkert Thomas Woite zu. „Denn so ist die Chance, einen Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden, größer.“ Natürlich gehe das Unternehmen damit immer auch ein Risiko ein, ergänzt Bruder Volker Petzold (39), Projektleiter für den Baustellenbereich Berlin. Tatsächlich hatte Petzold Isoliertechnik bereits vor Jahren einem anderen Mitarbeiter die Meisterausbildung finanziert. Dieser hatte kurze Zeit später das Unternehmen verlassen. Damit war die Investition verloren. „Aber wir müssen dieses Risiko eingehen“, sonst stehen wir irgendwann ohne die notwendigen Fachkräfte da, die wir für hochkomplexe Projekte benötigen. „Also, für ein paar Piepen mehr wegzugehen, kommt für mich nicht in Frage“, sagt Jungmeister Thomas Woite. „Ich bin froh, einen Job in der Nähe meines Wohnortes und der Schule meiner Kinder zu haben.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“121579″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]Er habe schon immer was mit den Händen machen wollen“, blickt Thomas Woite zurück. Woher das komme? Thomas Woite zuckt mit den Schultern. Beide Eltern seien im Handwerk. Der Vater als Schlosser, die Mutter als Friseurin. „Ich wollte wie sie mit den Händen arbeiten. Mauern, Putzen, Fliesen legen, völlig egal – nur irgendwas Grobes, irgendwas zum auspowern.“ Obwohl der junge Mann sich 2002 mit einem guten 10. Klasse-Abschluss bei einigen Firmen in der Umgebung bewarb, Hochbau, Tiefbau, Hausbau, bekam er immer nur Absagen. „Petzold Isoliertechnik war die letzte Firma, zu der er seine Bewerbung schickte. Und die nahmen mich. Und ich sage ehrlich: Ich hatte zu dieser Zeit keine Ahnung, was ein Wärme-, Kälte und Schallschutzisoliertechniker macht.“

 „Plötzlich war ich verantwortlich für ein Projekt in Russland“

Die Brüder Hagen und Volker Petzold, damals selbst noch Angestellte in der vom Vater aufgebauten Firma, hatten schon früh das Gefühl, dass aus Thomas Woite etwas werden könne. „Heute sind wir 46 Mitarbeiter und haben vier Auszubildende. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, wer wissbegierig und neugierig ist, ob einer sich reinkniet in den Job.“ Und genau das tat Thomas Woite. „Erst in der Lehre wurde der Beruf, den ich vorher gar nicht kannte, spannend. Man übernahm mich. Seit 2005 arbeitete ich dann als Geselle. Und wurde gefordert.“ Eines Tages fand er sich allein im russischen Kirow wieder, wo er für das gesamte Isolierungsprojekt einer geplanten Blutplasma-Firma zuständig war. „Das kam für mich völlig überraschend“, erinnert sich Woite. „Man muss seinen Fachkräften auch was zutrauen“, sagt Hagen Petzold. Und Thomas Woite resümiert selbst, dass er mit solchen Aufgaben „gewachsen“ sei.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121580″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]„Heute bin ich echt stolz darauf, in einer kleinen, aber hochspezialisierten Firma zu arbeiten, die auch schon Aufträge in Russland, Schweden oder Afghanistan realisiert hat. Dort haben wir das Bundeswehr-Feldlager in Kundus mit aufgebaut. Das hat man als Handwerker auch nicht alle Tage.“ Inzwischen ist Thomas Woite Werkstattleiter und betreut die Azubis der Firma. „Eine Verantwortung, die mich stolz macht. Wenn in ein paar Jahren unsere Bauleiter Richtung Rente marschieren, dann werde ich in ihre Fußstapfen treten. Da sage noch einer, man könne als einstiger Lehrling keine Karriere machen….“ MIRKO SCHWANITZ[/vc_column_text][vc_column_text]5 Fragen an: Jungmeister Thomas Woite und Geschäftsführer Hagen Petzold

 

  1. Was fehlt Schüler*innen, wenn sie sich bei Ihrer Firma bewerben?

Hagen Petzold: Die wenigsten haben eine Vorstellung, was ein Isolierttechniker überhaupt macht.

Thomas Woite: Vor allem das in unserem Beruf dringend notwendige räumliche Vorstellungsvermögen.

 

  1. Woran liegt das?

Thomas Woite: Eindeutig an zu viel Medienkonsum. Die Bilderflut fördert die eigene Kreativität und das eigene Vorstellungsvermögen nur bedingt.

Hagen Petzold:  An der heutigen Bildungspolitik. Wissen über die Praxis und die Berufswelt vor den Toren der Schule wird so gut wie nicht vermittelt.

 

  1. Was muss getan werden?

Thomas Woite: Ganz klar. Die Kids müssen sich mehr mit Technik beschäftigen.

Hagen Petzold: In der Schule müssten neben den „Kopffertigkeiten“ die „Fingerfertigkeiten“ mehr Gewicht bekommen.

 

  1. Also statt Malen mehr Werken?

Thomas Woite: Im Prinzip ja. Einen peppigeren Namen könnte das Fach aber schon bekommen.

Hagen Petzold: Kunst und Malen sind wichtig. Gerade für’s räumliche Vorstellungsvermögen. Gut wäre, wenn da auch mal kleine technische Zeichnungen „malen“ würde.

 

  1. Wenn Sie sich was wünschen könnten…

Thomas Woite: … wäre das mehr Praxisbezug in den Schulen.

Hagen Petzold: … wären das Schulen, die vermitteln können, dass sich das zukünftige Leben nicht mit dem Handy steuern lässt[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Petzold Isoliertechnik GmbH
Brieskower Str. 12D
15295 Wiesenau[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“] 033609 35807[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.petzold-isoliertechnik.de[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Das Titelbild des DHB-Novembermagazins entstand in der STAMA Stahl- und Maschinenbau Bad Saarow GmbH. Links steht der Junggeselle Paul Renell, Zerspanungsmechaniker. Er lernte in der Fachrichtung Fräsmaschinensysteme. Der junge Mann bestand die Abschlussprüfung 2020 mit 87 Punkten. Er ist Landessieger in seinem Ausbildungsberuf Zerspanungsmechaniker. Dafür wird er noch ausgezeichnet. Leider wurde der PLW-Bundesleistungswettbewerb des deutschen Handwerks, an dem er teilnehmen sollte, abgesagt. Er, sein Ausbilder Ron Wiederhold (2. li.) und sein Lehrbetrieb mit Geschäftsführer Frank Schoppe (re.) und Personalchefin Doreen Schoppe (2. re.) stehen für die handwerkliche Berufskarriere: Lehrling – Geselle – Meister. Paul kommt hoffentlich in die Begabtenförderung. Die Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung (SBB) reicht jährlich für die Besten jeweils Prämien von bis zu 8100 Euro für die Höherqualifizierung wie die Handwerksmeisterausbildung aus.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121584″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]„Ohne die kontinuierliche Ausbildung hätte unser Betrieb nie ein solche Entwicklung nehmen können“, versichert Firmenchef Frank Schoppe. Der Metallbaumeister argumentiert, dass der eigene Facharbeiterbedarf ohne selbst ausgebildeten Berufsnachwuchs nicht gedeckt werden kann. 1992 startete die Firma von Detlef Schöniger und Frank Schoppe mit acht Mitarbeitern, heute sind es mehr als 50. Die Belegschaft hätte nicht wachsen können, wenn bei STAMA nicht seit 1996 immer wieder und weiter geduldig und mit Erfolg ausgebildet worden wäre. „Wir haben uns in den Familien, in der Umgebung von Saarow, in Schulen und auch direkt bei jungen Leuten einen guten Ruf als Lehrbetrieb erworben. Dennoch merken wir, dass die Schüler nicht Schlange stehen, um bei uns anzufangen. Es bewerben sich nicht 30, sondern nur 10. Und das schleppend.“

Derzeit sind neun Lehrlinge im Betrieb. „5 Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik, 2 Zerspanungsmechaniker, ein Mechatroniker und eine Kauffrau für Büromanagement in Ausbildung“ zählt Personalchefin Doreen Schoppe zufrieden auf. „Paul war ein Glücksfall. Der Eisenhüttenstädter suchte sich gleich zu Beginn des ersten Lehrjahres im nahen Fürstenwalde eine kleine Wohnung, weil es mit dem langen Arbeitsweg zwischen Eisenhüttenstadt und Bad Saarow nie auf Dauer funktioniert hätte, immer pünktlich zu sein“, erinnert sich die Lehrbeauftragte.

Nun begann 2020 erstmals kein neuer Lehrling seine Ausbildung. „Wenig Bewerbungen. Dabei dann nicht die Richtigen. Coronabedingt ist das momentan kein Problem. Wir suchen natürlich für das kommende Jahr weiter Lehrlinge“, ergänzt der Firmenchef. Der diplomierte Maschinenbauingenieur Schoppe fordert, dass definitiv und unbedingt weniger Jugendliche auf die Gymnasien dürfen. „Das raubt uns jede Menge Chancen. In regionalen Betrieben, im Handwerk lassen sich Karrieren in der Heimat starten. Aber wir erreichen die nicht. Es ist eine sehr große Zahl an Schülern, die für uns unerreichbar sind, wenngleich ihre Leistungen nicht studienreif sind. Die könnten auch bei uns ihren Weg machen – inklusive Studium, gutem Gehalt, Qualifizierung, Weiterbildung und Meisterschaft.“ Schoppe plädiert auch dafür, dass das Lehrentgelt in jedem Beruf – ob Büro, Zahnarzthelferin, Chemielaborant oder jeglicher Handwerksberuf – gleich hoch sein sollte. „Dann gibt es für uns auch Chancengleichheit, wenn die öffentliche Hand, die Bauberufe, Straßenbauer oder die Industrie nicht mit Spitzenlehrlingsgehältern werben könnten.“ Die Mindestausbildungsvergütung sei branchenübergreifend ein Schritt dorthin. „Aber es gibt zu hohe Tarife für Lehrlinge. Da stimmt der Abstand zum Facharbeiter, zum Gesellen oft gar nicht mehr.“

Seit Beginn der Ausbildung im Jahre 1996 wurden bei STAMA 33 Metallbauer Fachrichtung Konstruktionstechnik, sechs Zerspanungsmechaniker und zwei Mechatroniker ausgebildet.

Die drei Hallen auf dem weiten Firmengelände zwischen Petersdorf und Bad Saarow beherbergen den Metallbau, den Maschinenbau und die Zerspanung.

Der Maschinenpark ist modern, die Auftraggeberliste renommiert: Siemens, Goodyear, Stadler, Bombardier, Rolls Royce. „Unsere Industriekunden sind derzeit vorsichtig. Wir merken das und haben leider ein Drittel der Belegschaft in Kurzarbeit. Wir wollen keinen Kollegen wegen der Coronakrise verlieren. Ich bin überzeugt, dass die vielen einschneidenden Maßnahmen auch unserer Firma enorm schaden“, so der diplomierte Maschinenbauingenieur. Das Saarower Unternehmen kommt unter Druck. „Wir müssen da als Team durch. Viele Mitarbeiter sind schon lange bei uns. Und: Mehr als 60 Prozent der früheren Azubis haben wir übernommen.“ Das Durchschnittsalter bei STAMA liegt unter 40 Jahren.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121558″ img_size=“large“ add_caption=“yes“][vc_column_text]Weitere Fakten zur Ausbildung:

Das stabile und hohe Niveau der Ausbildung bei STAMA wurde im Jahr 2009 und im Jahr 2018 von der Handwerkskammer mit einer Ehrenurkunde für langjährig erfolgreiche Ausbildung honoriert. Zugleich erhielten STAMA und auch Lehrlinge/Gesellen der Firma Auszeichnungen und Ehrungen auf der Fürstenwalder Ausbildungsmesse.

2019 nahm die STAMA Bad Saarow GmbH erfolgreich am Bezirkswettbewerb „Jugend schweißt“ teil. Die jungen Kollegen erzielten jeweils im MAG- und WIG-Schweißen der 1. Platz. Damit qualifizierten sie sich für den Landeswettbewerb. Dort erreichten sie den 3. Platz im MAG-Schweißen und der 1. Platz im WIG-Schweißen. Durch diesen ersten Platz qualifizierte sich die STAMA für den Bundeswettbewerb in der Kategorie WIG-Schweißen. Bei diesem deutschlandweiten Wettbewerb, welcher am 26. September 2019 in Gelsenkirchen ausgetragen wurde, belegte die STAMA Bad Saarow GmbH einen erfolgreichen 2. Platz![/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/4″][cq_vc_employee name=“thieme“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]STAMA Stahl- und Maschinenbau Bad Saarow GmbH
Fürstenwalder Chaussee 27F
15526 Bad Saarow[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]033631 8950[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][vc_single_image image=“121538″ img_size=“medium“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.vh-kiosk.de/magazine/5f893934691aa434070513/handwerkskammer-frankfurt-oder-region-ostbrandenburg-1120″][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT: DER EINIGUNGSVERTRAG WURDE AM 31. AUGUST 1990 GESCHLOSSEN ER VERÄNDERTE MILLIONEN LEBENSLÄUFE, SICHERTE DEN OSTDEUTSCHEN PERSPEKTIVEN UND VERLANGTE VON IHNEN ENORME ANPASSUNGSLEISTUNGEN. OHNE HANDWERKSBETRIEBE UND LEUTE MIT MUT FÜR DEN WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WÄRE DIE VEREINIGUNG KEINE ERFOLGSGESCHICHTE GEWORDEN.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121525″ img_size=“large“][vc_column_text]Am Ortsausgang riecht Lychen nach geräucherter Wurst. Im Lichthof der Produktionsstätte der Fleischerei Mull hängen Schlackwürste und Salami. In der früheren Verkaufsstelle von Matthias Mulls Eltern füllt eine Mitarbeiterin letzte frische Salate für die vier Verkaufsstellen ab. Die Räucherkammern sind leer. Das Wochenende naht. Matthias Mull (53) erledigt noch einige Bestellungen. In diesem Jahr feiert er sein 30jähriges Meisterjubiläum.

 

DHB:  Herr Mull, Sie sind hier, in der Fleischerei ihrer Eltern großgeworden. Blieb Ihnen gar nichts anderes übrig, als Fleischer zu werden?

Matthias Mull: Im Prinzip war es so. Eigentlich wollte ich einen Metallberuf erlernen. Aber in der der DDR herrschte Planstellenpolitik. Und als ich in die Lehre gehen wollte, war gerade keine Planstelle frei. Und damit auch keine Lehrstelle.

DHB: Und da haben Sie mit Widerwillen ins Mett gegriffen?

Matthias Mull: Um Gottes Willen, nein! Eher mit Vergnügen. Ich mochte den Beruf meiner Eltern. Meine zwei Geschwister und ich haben gern mitgeholfen.

DHB: Wie haben Ihre Eltern denn das geschafft?

Matthias Mull: Ganz einfach: Wir bekamen nie Taschengeld. Aber wenn wir halfen oder in den Ferien arbeiteten, hat mein Vater uns gut bezahlt. Kaum zu glauben, aber wir sind alle drei mit Vergnügen Facharbeiter für Fleischerzeugnisse geworden.

DHB: Was hat denn so viel Vergnügen bereitet?

Matthias Mull: Ich war immer fasziniert davon, wie viel Wurstsorten man aus einer Sorte Fleisch machen kann. Bevor mein Vater 1966 die Fleischerei seines Großvaters übernahm, arbeitete er als Produktionsleiter in Meißen. Er hat sozusagen die sächsische Fleischerkunst aus Meißen nach Lychen „importiert“. Alles oberhalb von Sachsen war für ihn Wurstentwicklungsland.

DHB: Hat er Sie deshalb in die Lehre auch nach Sachsen geschickt?

Matthias Mull: Ja und Nein. Zum einen kannte er dort einen sehr guten alten Lehrmeister. Zum anderen hatte der Bezirk Dresden allein 90 private Fleischereien. Und die – auch das ist kaum zu glauben – leisteten sich eine eigene Berufsschule im Keller einer EOS.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121526″ img_size=“large“][vc_column_text]

„Nach einem halben Jahr war das Fleischkontingent alle“

DHB: 1986 hatten Sie ausgelernt. Im selben Jahr begannen Sie im Betrieb ihres Vaters. Wie war damals die Situation für eine private Fleischerei?

Matthias Mull: Wenn ich sagen würde schlecht, wäre das glatt gelogen. Wenn ich sagen würde gut, würde das auch nicht stimmen.

DHB: Trifft der Begriff „kompliziert“?

Matthias Mull: Genau. Zu tun hatten wir genug. Die Planwirtschaft hatte ihre Vorteile. Wir hatten nämlich einen „Versorgungsauftrag“. Wir belieferten 20 Kinderferienlager in der Umgebung und den Konsum.

DHB: Und was machte es nun kompliziert?

Matthias Mull: Lychen hatte 2500 Einwohner und alle Zuteilungen wurden auf diese Zahl berechnet. Das Lychen aber in den Ferienzeiten 50 000 Urlauber hatte, hatte man in den Fünf-Jahres-Plänen nicht berücksichtigt. Das uns zugeteilte jährliche Fleischkontingent war im Prinzip schon vor Ende der ersten Jahreshälfte aufgebraucht. Also herrschte immer Mangel.

DHB: Und wie haben Sie das gelöst?

Matthias Mull: Durch gute Kontakte. Es fehlte an allem: Es gab keine Därme für die Würste, keine Gewürze. Pfeffer wurde fast mit Gold aufgewogen. Ohne die Hilfe der privaten sächsischen Fleischer wären wir hier aufgeschmissen gewesen. Zur Wendezeit musste ich ganze Schweinehälften von dort holen. Es gab enorme Schlangen vor unserem Laden. Aber es hieß: Wenn du überhaupt noch was kriegen willst, musst du zu Mull gehen. Meine Eltern zermarterten sich jeden Abend den Kopf, wie sie die Leute versorgen sollten.

DHB: Wie haben Sie die Wende hier in Lychen erlebt?

Matthias Mull: In den Tagen des Mauerfalls machte ich den letzten Teil meiner Meisterausbildung in Berlin. Wir konnten von der Schule in den Hof der Stasi-Fahrbereitschaft gucken. Na, da war vielleicht was los! Aber ich dachte mir erst gar nichts dabei. Und dann hieß es, die Grenze sei offen. Im Dezember bin ich dann das erste Mal nach Westberlin…

DHB: … und haben zum ersten Mal eine Fleischerei im Westen besucht?

Matthias Mull: Klar. Und ich dachte, was ist denn das hier für ein „Fliesenfachgeschäft“. Es roch auch kein bißchen nach Wurst. Wenn es bei uns was gab, dann roch man das auf der ganzen Straße und die Würste hingen sogar unter der Decke.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121527″ img_size=“large“][vc_column_text]

„Ohne Parkplätze weniger Umsatz“

DHB: Ist das bei Ihnen heute noch so?

Matthias Mull: Schön wär’s. Heute ist es verboten, dass Würste unter der Decke hängen. Alles muss in der Kühlung liegen oder vakuumverpackt sein. Da riecht nichts mehr so wie es soll.

DHB: Wie war das, als sie das erste Mal auf einen westdeutschen Fleischgroßmarkt fuhren?

Matthias Mull: Das darf ich gar keinem erzählen. Mit einer Tasche voller Bargeld. Die Verkäufer nannten ihre Preise, ich sagte: Okay. Und die guckten ganz verdattert. Handeln war ich ja gar nicht gewöhnt. Ich kann heute noch die TGL-Preise im Schlaf aufsagen…

DHB: Das glauben wir nicht…

Matthias Mull: Das Kilo Bierschinken: 10,20 Ost-Mark. Das Kilo Bockwurst: acht Ostmark. Wiener Würstchen: neun Ost-Mark. Rinderfilet: 13,10 Ost-Mark. Wollen Sie noch mehr hören?

DHB: Danke das reicht… Gab es wirklich Rinderfilet?

Matthias Mull: lacht

DHB: Wo einst drei Generationen lang das Geschäft Ihrer Familie war, ist heute nur noch Produktionsstätte. Warum haben Sie das aufgegeben?

Matthias Mull: Nach der Wende wurde die Kaufhalle nebenan abgerissen. Die Stadt konnte sich mit einer interessierten Supermarktkette nicht einigen. Die Leute begannen nur dort einzukaufen, wo auch Parkplätze waren. Es begann eine harte Zeit, die Umsätze im Laden gingen trotz „bunter Wurst“ kontinuierlich zurück. Erst als sie in den Supermarktketten Filialen eröffneten, stimmten die Zahlen wieder. Die Marktwirtschaft selbst wurde unser neuer Lehrmeister.

DHB: Was ist für Sie gutes Fleisch?

Matthias Mull: Es kommt auf den Bauern an, das Futter, die Rasse, die Lebenszeit des Tieres und seinen schonenden Transport zum Schlachthof. Meiner Meinung nach hat die Qualität des Fleisches nicht so viel mit der Haltung zu tun, wie immer behauptet wird.

DHB: Woher beziehen Sie ihr Fleisch?

Matthias Mull: Ich arbeite schon seit Jahren mit zwei Schlachthöfen. Mit Tönnies in Weißenfels und einem anderen in Perleberg. Beide liefern sehr gute Qualität. Ich kann von der Fleischqualität jedenfalls nicht auf die Arbeitsbedingungen dort schließen, wenn Ihre Frage dahin zielt. Wenn sie eine bestimmte Tonnage verarbeiten wie wir, haben sie gar keine andere Wahl, als mit großen Schlachthöfen zusammenzuarbeiten.

 „Die Suche nach Azubis ist wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen“

DHB: Wann haben Sie haben das Geschäft von Ihren Eltern übernommen?

Matthias Mull: Übernommen ist nicht das richtige Wort. Betriebsübergaben sind immer ein heikles Thema. Ich habe meiner Mutter das Geschäft 2002 abgekauft. Habe dafür aufgenommene Kredite auf Heller und Pfennig abbezahlt. Das war nicht immer einfach.

DHB: Haben Sie die Übernahme je bereut?

Matthias Mull: Nein. Ich liebe meinen Beruf. Doch hinter unserem Erfolg steht auch mein starke Frau. Ich hab sie mir aus Sachsen „mitgebracht“. Egal was kommt, wir halten immer zusammen und haben so manchen Orkan überlebt. Das können Sie mir glauben. In einer Firma wie der unseren mit 36 Mitarbeitern müssen wir als Paar an einem Strang ziehen. Einer allein schafft das nicht.

DHB: Bilden Sie auch aus?

Und ich liebe meine 36 Leute. Irgendwie sind alle Familie. Von den 12 Lehrlingen, die ich in der Zeit nach der Übernahme ausgebildet habe ist mehr als die Hälfte bei mir geblieben. 2009 hatte ich den letzten Lehrling. Das war mein eigener Sohn.

DHB: Seitdem haben Sie nicht mehr ausgebildet?

Matthias Mull:  Wir suchen immer gute Lehrlinge. 2009 habe ich den letzten ausgebildet. Seitdem hatten wir 18 Bewerber. Die meisten kamen vom Arbeitsamt. Keiner hat die Minimal-Anforderungen durchgehalten: Früh aufstehen, zuverlässig sein, Interesse zeigen…

DHB: Woran liegt das?

Matthias Mull: Ich denke vor allem an der Erziehung. Körperlicher Arbeit scheint in den vielen der heutigen Elternhäuser ein Makel anzuhaften. Disziplin oder sich einfach mal durchzubeißen, wird kaum mehr verlangt. Ich bin für den Sozialstaat, aber einen der fordert und Hilfen an Bedingungen knüpft.

DHB: Was ist Ihre erste Frage, wenn sich jemand bei Ihnen bewirbt?

Matthias Mull: Warum willst Du diesen Beruf lernen? 2002 kam eine alte Dame zu mir. Sie sagte, sie habe einen Enkel. Ob ich ihn einstellen wurde. Der Junge stotterte, war überall untergebuttert worden. Aber er brannte für den Beruf. Wenn am Tag die für Lehrlinge vorgeschriebene Arbeitszeit abgelaufen war, sagte ich: Komm Junge, geh nach Hause. Aber der rückte mir auf die Pelle und blieb immer länger. Der hat heute die Meisterurkunde, dazu Betriebswirtschaft studiert und sich selbstständig gemacht. Die Suche nach solchen Lehrlingen gleicht heute der Suche nach der Nadel im Heuhaufen.

DHB: Was sehen Sie, wenn Sie in die Zukunft sehen?

Matthias Mull: Mit mir, dem Handwerker in der vierten Generation, ist das Kapitel Fleischerei Mull abgeschlossen. Ich sehe, wann in etwa das Licht hier ausgeht. Interview: Mirko Schwanitz[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Fleischerei Matthias Mull
Fürstenberger Str. 16/17
17279 Lychen[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

039888 2243

[/vc_message][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]

GEMEINNÜTZIGES HANDWERK IN DEN CHRISTOPHORUS-WERKSTÄTTEN FÜRSTENWALDE WIRD ARBEIT ZUM GESCHENK – NICHT NUR IN DER ADVENTSZEIT.

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Es riecht nach Holzspänen, Leim, heißen Sägeblättern und Farbe – wir sind zu Besuch im Holzbetrieb der Fürstenwalder Christophorus-Werkstätten. Irgendwie wirken die Räume wie ein Handwerksbetrieb von Meister Weihnachtsmann. Und das nicht nur zu dieser Jahreszeit. „Bei uns weihnachtet es schon seit dem Sommer“, lacht Axel Steiffert. Der Tischlermeister ist in den Werkstätten zuständig für die Eigenproduktionen. Mitarbeiter fräsen, schleifen und bemalen Christfestdekorationen, Geschenkartikel, Holzspielzeuge. Bernd Holzinger steht gerade an einer Bandsäge und rundet die Ecken einer kleinen Verbundplatte ab. „Später“, erklärt er „werden in die Platte Formen eingefräst. So entsteht ein kleines Puzzle, in das Kinder bunte Holztiere einsetzen können – ein Eichhörnchen, Vögel oder auch einen Dachs.“

 [/vc_column_text][vc_media_grid gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1605534456388-39f26b7e-4c7a-0″ include=“121518,121519,121520,121521,121522″][vc_column_text]

Die Weihnachtsproduktion behinderter Menschen ist beliebt

Alle diese Einzelteile werden von behinderten Menschen hergestellt. Axel Steiffert freut sich, dass die Produkte der Werkstatt bundesweit Anklang finden. Gerade die Steckpuzzle sind Renner – nicht nur in der Weihnachtszeit.  „Jeder hier tut, was er kann“, sagt Bernd Holzinger. „Ich habe einen Beckenschiefstand. Leider ist es mir unmöglich, längere Zeit an einer Maschine zu stehen.“ Schon einige Jahre ist der 56-Jährige deshalb Frührentner. Zuhause würde ihm die Decke auf den Kopf fallen. Nun sei er froh, trotz seiner Behinderung im gemeinnützigen Handwerksbetrieb der Christophorus-Werkstätten Arbeit gefunden zu haben. „Auch in diesem Jahr war die Vermittlung von behinderten Menschen aus unseren Werkstätten in den ersten Arbeitsmarkt schwierig“, erklärt Sven Hettwer, Leiter der Abteilung Eigenproduktion. „Von unseren 409 behinderten Beschäftigten begleiten wir derzeit 15 auf ausgelagerten Arbeitsplätzen im ersten Arbeitsmarkt.“ Mirko Schwanitz

[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]

Christophorus-Werkstätten
der Samariteranstalten
Am Bahndamm 9
15517 Fürstenwalde

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]

03361 567400

[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-shopping-cart“]

www.christophorus-werkstaetten.de

[/vc_message][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]SEIT 1995 WAR ER STELLVERTRETENDER OBERMEISTER DER ELEKTROINNUNG FRANKFURT (ODER). VIELE JAHRE ENGAGIERTE ER SICH IM TARIFAUSSSCHUSS DES ELEKTROHANDWERKS BERLIN/BRANDENBURG. FÜR SEIN EHRENAMTLICHES ENGAGEMENT ERHIELT JÜRGEN LUBAN In DIESEM JAHR DIE HÖCHSTE AUSZEICHUNG, DIE DEUTSCHLAND ZU VERGEBEN HAT.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121310″ img_size=“large“][vc_column_text]Seit Jahrzehnten ist Jürgen Luban eine Institution in Fürstenwalde. „Ich hab das nicht gewollt. Es hat sich ergeben“, sagt der 1939 geborene Elektromeister, bevor er aus seinem bewegten Leben erzählt.

Mit 4 musste Jürgen Luban sein Kinderzimmer räumen. „1943 kam ein Ehepaar zu Besuch und blieb darin bis Kriegsende. Erst spät verstand ich, dass Mutter eine jüdische Familie versteckte“, erinnert er sich. „Sie wusste, dass sie dafür ins KZ kommen konnte. So haben meine Eltern mich auch erzogen. Ich sollte nie mitlaufen, sondern stets den Weg gehen, den ich selbst für richtig halte.“

Mit 16 wäre er gern Maler geworden. „Aber Mutter sah nach dem Krieg, wie ein Elektriker bei auf dem Feld eine Dreschmaschine reparierte. Als sich die Bauern bei ihm mit Naturalien bedankten, hieß es: Jürgen, du wirst auch Elektriker! Da hast du immer was zu essen…“ 1958 machte er den Gesellenbrief, 1963 seinen Meister.[/vc_column_text][vc_single_image image=“121311″ img_size=“large“][vc_column_text]„Doch alle meine Versuche, ein eigenes Gewerbe anzumelden, scheiterten.“ Wohl auch, weil er als „unsicheres Subjekt“ galt. „Ich engagierte mich in der jungen Gemeinde, verweigerte den Wehrdienst und versuchte auch andere davon zu überzeugen.“

Mit 32 holte ihn die Stasi. Auf seine Frage, ob offene Meinungsäußerungen zum Wehrdienst eine Straftat seien, sagte man ihm: Eine Straftat nicht, aber ein Verbrechen. „1972 kam ich wegen staatsfeindlicher Hetze ins Zuchthaus Cottbus. Dort saß ich mit Leuten wie dem Direktor der Staatlichen Museen zu Berlin oder Chefärzten der Charitè. Als Handwerksmeister war ich da das kleinste Licht.“

Mit 34 kam er frei. Doch niemand wollte einen „Zuchthäusler“ einstellen. „Ich war deprimiert, begann zu trinken. Aber ich bekam die Kurve, machte eine Entziehungskur, ging zu einem Gesprächskreis.“ Luban bekam wieder Arbeit. Zunächst im Fürstenwalder Reifenwerk, später als Spezialist für explosionsgefährdete Anlagen beim VEB Minol. Aus seiner Ablehnung der Politik machte er weiterhin keinen Hehl, organisierte Friedensgebete, engagierte sich in der Endzeit der DDR in der Bürgerrechtsbewegung und gründete die Fürstenwalder SPD-Ortsgruppe. Den Fall der Mauer erlebte er am Runden Tisch.

Mit 50 beantragte er erneut den Gewerbeschein. „Endlich konnte ich Unternehmer werden. Meine Firma lief gut. Ich hatte fünf Mitarbeiter und bildete jedes Jahr Lehrlinge aus.“ Der Elektromeister engagierte sich weiter: als stellvertretender Innungsobermeister, in einer Tarifkommission des Elektrohandwerks, als SPD-Abgeordneter im Stadtrat. Für seine Handwerker sorgte er dafür, dass die Sommergesellenfreisprechung viele Jahre im Dom St. Marien stattfinden konnte.

Mit 70 wurde er Vorsitzender des FIKS e.V. – heute Heimstatt von über 30 Selbsthilfegruppen. Hervorgegangen war der Verein aus der Selbsthilfegruppe „Menschen ohne Suchtmittel“. „Ich hatte sie gleich zu Beginn der 90er Jahre vor dem Hintergrund meiner eigenen Erfahrungen gegründet. Und weil für die Betroffenen die Weihnachtszeit oft die schlimmste Zeit ist, beschloss ich, damals am Weihnachtsabend ein Essen für suchtkranke, einsame Menschen und Obdachlose zu organisieren. Dieses Essen gibt es inzwischen seit 33 Jahren.“[/vc_column_text][vc_single_image image=“121312″ img_size=“large“][vc_column_text]Mit 80 erhielt Jürgen Luban für sein unermüdliches Engagement in diesem Jahr vom Bundespräsidenten die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik – das Bundesverdienstkreuz am Bande. Derzeit schreibt er an seinen Memoiren. Dabei kann er auch zurückgreifen auf ein ungewöhnliches Archiv – seine Stasi-Akte. Sie umfasst 1500 Seiten….Mirko Schwanitz[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]30 Jahre Deutsche Einheit: Der Einigungsvertrag wurde am 31. August 1990 geschlossen und er veränderte Millionen Lebensläufe, sicherte den Ostdeutschen Perspektiven und verlangte von ihnen enorme Anpassungsleistungen. Ohne Handwerksbetriebe und Leute mit Mut für den Weg in die Selbstständigkeit wäre die Vereinigung keine Erfolgsgeschichte geworden. Einer von ihnen: Uwe Martin (62). Seit 1989 ist er mit Leib und Seele Karosseriebaumeister. Im selben Jahr erhielt er nach langem Warten seinen Gewerbeschein. Und startete mit seinem Unternehmen in eine schwierige Zeit.
[/vc_column_text][vc_single_image image=“120828″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Martin, wo waren Sie, als die Deutsche Einheit per Vertrag besiegelt wurde?

Uwe Martin: Genau weiß ich das nicht mehr. Wahrscheinlich in meiner Werkstatt im Radio. Denn sieben Monate zuvor hatte ich mich selbstständig gemacht und hatte gut zu tun.

DHB: Sie hatten schon vor der Wende eine eigene Werkstatt?

Uwe Martin: Nach meiner Lehrzeit bei Autotrans Berlin, pendelte ich jahrelang von Strausberg bis nach Berlin-Pankow. Das war damals jeden Tag eine kleine Weltreise. Als ich eine Familie hatte, wurde mir das zu viel. Ich arbeitete dann bei einem privaten Karosseriebauer in Hoppegarten. Nebenbei aber baute ich mir auf meinem Grundstück eine eigene Werkstatt.

DHB: Klingt als hätten Sie schon damals von der Selbstständigkeit geträumt?

Uwe Martin: Habe ich auch. Mein Großvater hatte eine Bäckerei in Grimma. Mein Vater später in Strausberg. Ursprünglich wollte ich Goldschmied werden. Aber kein Meister wollte mich als Lehrling nehmen. Auch eine Lehre im KFZ-Bereich zu kriegen, war in der DDR nicht einfach. Ich hatte Glück. Im Karosseriebau war noch eine Lehrstelle frei. Schon während der Lehrzeit träumte ich von einer eigenen Werkstatt.

DHB: Sie haben schon drei Jahre vor der Wende einen Gewerbeschein beantragt?

Uwe Martin: Das stimmt. Aber um das zu kriegen, dazu musste ich erst meinen Meisterbrief erwerben und Umbauten auf meinem Grundstück machen, um Brandschutzauflagen zu erfüllen.

DHB: Und? Kam der Schein?

Uwe Martin: Als ich schon gar nicht mehr damit rechnete. 1989 lag er eines Tages im Briefkasten. Ich fertigte mir sofort ein Schild, um es stolz vor meiner Werkstatt in Bruchmühle anzubringen: Uwe Martin – Karosseriebau. Es muss noch irgendwo sein.

DHB: Wie war der Start?

Uwe Martin:  Das Auftragsbuch war sofort für ein Jahr im Voraus voll – mit Aufträgen für die Reparatur von Wartburg und B 1000 für Handwerker und Betriebe.

DHB:  Im Jahr der Einheit klapperten sie dann aber Autohäuser in Westberlin ab. Warum?

Uwe Martin: Weil es mir so ging, wie vielen nach dem Fall der Mauer, nach Einigungsvertrag und Währungsunion. Viele Kunden sagten Tschüß und weg waren sie mit ihren neuen gebrauchten Westautos. Ich suchte also Partner, für die ich als Subunternehmer Reparaturen übernehmen könnte. Das Jahr der Einheit war auch für mich ein hartes Jahr. In doppelter Hinsicht.

DHB: In doppelter Hinsicht?

Uwe Martin: Ja. Zum einen waren plötzlich viele Kunden weg. Zum anderen erlebte ich die Arroganz der Westberliner Autohäuser, bei denen ich mich damals bewarb. Man gab mir zu verstehen, dass man mich nicht für fähig hielt….

DHB: Das hat sie gewurmt?

Uwe Martin: Nein. Angespornt. Ich habe meine Werkstatt vergrößert. Hab investiert. Wurde so groß, dass ich in ein Gewerbegebiet umziehen musste. Und sehen Sie, ich bin noch da. Ich beschäftige sieben Angestellte, habe seitdem zehn Lehrlinge ausgebildet. Darauf bin ich stolz.

DHB: Die deutsche Autoindustrie steht vor einem radikalen Umbruch…

Uwe Martin: … und das wird die Autohäuser hart treffen.

DHB: Wie meinen Sie das?

Uwe Martin: Ich sag’s mal so: Einige haben Angst vorm Strom

DHB: Angst vorm Strom?!

Uwe Martin: Es ist doch ganz klar: Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell. Die Wartungsintervalle bestimmter Autos liegen heute bereits bei 30 000 Kilometer. Der ganze Service, mit dem die Werkstätten heute ihr Brot verdienen, wird in nicht so ferner Zukunft kein Geld mehr einbringen. Darauf muss man sich einstellen.

DHB: Wie?

Uwe Martin: Man muss sich intensiv mit Elektromotoren und Batterietechnik beschäftigen. Das aber ist Hochvolttechnik. Davor stehen offenbar vielen die Haare zu Berge als fürchteten sie einen elektrischen Schlag.

DHB: Sie fürchten diesen Schlag nicht?

Uwe Martin: Ich habe immer versucht, mit der Zeit zu gehen. Ich war der Erste in Strausberg, der Fahrzeuge auf Gas umgerüstet hat. Einige Konkurrenten wollten das nachmachen, haben aber bald wieder aufgegeben. Man benötigt eben für alles Wissen, Herzblut für die Sache und Expertise.

DHB: Ich habe draußen E-Scooter der Deutschen Post gesehen.

Uwe Martin: Wir müssen uns mit Batterietechnik beschäftigen. Uns vorbereiten auf E-Mobilität. Aus diesem Grund habe ich mit der Deutschen Post Wartungsverträge für ihre E-Transporter abgeschlossen. Um zu lernen. Als wir damit begannen, war so wenig Wissen vorhanden, dass wir mit einem Ingenieur vom Hersteller zusammenarbeiten mussten. Also man darf die Herausforderung nicht scheuen. Man muss sie angehen. Ohne „Hochvolt-Schein“ wird wohl bald keiner im KFZ-Gewerbe mehr einen Gesellenbrief bekommen…

DHB: Haben auch Sie Nachwuchsprobleme?

Uwe Martin: Ganz klar. Ja! Die Suche nach guten Lehrlingen ist heute die wichtigste Herausforderung. Und sie ist so schwer zu meistern, weil immer weniger junge Menschen körperlich arbeiten, etwas mit ihren Händen machen wollen. Können wir Schüler für unser Handwerk so begeistern wie für ein neues Computerspiel oder eine neue Videoplattform? Ich bin mir nicht sicher. Aber wir müssen es versuchen.

DHB: Wie könnte das aussehen?

Uwe Martin: Das Handwerk macht schon viel. Aber allein kann es diese Aufgabe nicht stemmen. Ich glaube, hier muss bereits in den Schulen was passieren. Wenn man in der Jugend nicht vermittelt bekommt, wie erfüllend es sein kann, mit eigenen Händen etwas zu schaffen, zu bauen, zu schweißen, was auch immer, dann ist das im Lehrlingsalter schwer nachzuholen. Oft fehlt mir auch die Neugier. Wie funktioniert das? Warum bewegt sich das? Wie wird das gebaut? Warum ist etwas so, wie es ist? Geht das nicht auch anders?

DHB: Was macht Ihnen am meisten Sorge?

Uwe Martin: Wir Altmeister werden eines Tages feststellen: Da ist niemand mehr, dem wir unser Wissen weitergeben können. Aber wer wird dann der Generation der „digital natives“ die Fenster einsetzen, das E-Auto reparieren oder die Dächer decken… Interview: Mirko Schwanitz[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Karosseriebau Uwe  Martin
Lehmkuhlenring 12
15344 Strausberg[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]03341 250 000[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.automartin.de[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]