David Garrett sei Dank | Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg

Zu Besuch im Handwerk David Garrett sei Dank

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Gerald Labitzke ist Orchesterwart der Komischen Oper Berlin. In Lebus betreibt er eine erfolgreiche Geigenbauwerkstatt und wirbt bei jungen Menschen für den Beruf des Instrumentenbauers. Ein Beitrag von Mirko Schwanitz.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122069″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Labitzke, sind Sie wirklich der Auffassung, dass auch ein schlechter Schüler Instrumentenbauer werden kann. Gerald Labitzke: Schlecht? Was heißt schlecht? Wenn …

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Gerald Labitzke ist Orchesterwart der Komischen Oper Berlin. In Lebus betreibt er eine erfolgreiche Geigenbauwerkstatt und wirbt bei jungen Menschen für den Beruf des Instrumentenbauers. Ein Beitrag von Mirko Schwanitz.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122069″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Labitzke, sind Sie wirklich der Auffassung, dass auch ein schlechter Schüler Instrumentenbauer werden kann.

Gerald Labitzke: Schlecht? Was heißt schlecht? Wenn ich von mir behaupte, dass ich keine Leuchte war, dann meine ich damit, dass ich mich im Durchschnitt verortet habe. Also mein Abitur habe ich schon geschafft. Allerdings in einer Zeit, da hier in Frankfurt (Oder) im äußersten Osten Deutschlands vieles unsicher war.

DHB: Wie meinen Sie das?

Gerald Labitzke: Nun, ich erlebte hier als Schüler die große Depression nach der Wende. Massenarbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, eine Zeit, in der fast alle meine Mitschüler dachten: Nur weg von hier. Hoffnung sahen die meisten nur noch in einem Wegzug in die großen Städte.

DHB: Während Sie nach Klingenthal gingen…

Gerald Labitzke: Ein Lehrausbildungsort, mit dem ich anfangs sehr haderte. Während meine Klassenkamerad*innen nach Berlin, München oder sonstwohin zur weiteren Ausbildung gingen, sollte ich in ein verschlafenes Provinznest. Nein, also ich wollte da nicht hin.

DHB: Sind aber geblieben. Warum?

Gerald Labitzke: Weil ich die Aufnahmeprüfung schaffte und meine Mutter insistierte. Und weil ich irgendwie auch stolz war, unter 150 Bewerber*innen einen der begehrten 5 Ausbildungsplätze ergattert zu haben. Aber es war echt hart.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122070″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Auch, weil Sie dort ein Sonderling waren. Anders als die anderen?

Gerald Labitzke: Ein Sonderling ja, aber kein Außenseiter. Ich hatte meine Freunde. Nur konnte ich mit einem Teil der Mitlehrlinge nicht viel anfangen. Da Instrumentenbau, nun ja, vielleicht nicht so ein häufig benötigter Beruf ist wie Elektromechaniker, verhielten sich einige, als würde sie einer elitären Kaste angehören.

DHB: Wie drückte sich das aus?

Gerald Labitzke: Da gab es welche, die trugen die Nasen sehr hoch. Es gab wirklich sehr intellektuelle Zirkel, was in anderen Lehrberufen eher weniger der Fall ist. Es gab sogar einen Bewerber, der kam schon zum Vorstellungstermin mit einem selbstgebauten Instrument. Für diesen Teil meiner Mitbewerber war es unvorstellbar, dass jemand, der kein Instrument spielte, der keine Note konnte, sich überhaupt für die Lehrausbildung bewarb. Und das ließen einige wenige auch raushängen.

DHB: Aber das ist doch eine berechtigte Frage. Kann jemand ohne Notenkenntnisse, ohne das entsprechende musikalische Gehör ein guter Instrumentenbauer werden? Sie haben immerhin Cello gespielt, konnten Noten lesen…

Gerald Labitzke: Das stimmt. Aber mein Lehrmeister konnte das nicht. Er spielte auch kein eigenes Instrument. Und war ein guter Ausbilder. Wenn jemand Werkzeuge für Zahnärzte baut, muss er ja selbst auch nicht Zahnarzt sein. Wie ich schon sagte, Instrumentenbau ist meiner Meinung nach keine Kunst, sondern ein Handwerk, das man erlernen und in dem man es zu großer Meisterschaft bringen kann.[/vc_column_text][vc_single_image image=“122071″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Was empfanden Sie als das größte Problem Ihrer Ausbildung?

Gerald Labitzke: Ich hätte es echt motivierender gefunden, wenn man schon im ersten Lehrjahr die Chance bekäme mal ein Instrument fertig zu bauen, das man am Ende mit einem im dritten Lehrjahr gebauten Instrument vergleichen könnte. Schwierig ist auch, dass zumindest in meiner Ausbildung zu wenig Wert auf die Kunst des Lackierens gelegt wurde. Auch wenn man es nicht glaubt, bei der Lackierung geht es nicht allein um das Aussehen des Instruments oder den Schutz des Holzes. Die Lackierung ist das I-Tüpfelchen auf den Klang.

DHB: Was macht denn die Lackierung mit dem Instrument?

Gerald Labitzke: Vor allem macht sie den Klang wärmer.

DHB: Sie haben sich gegen eine Meisterausbildung entschieden, sind nach wie vor stolzer Geselle…

Gerald Labitzke: Ich habe meine Ausbildung 2007 als zweitbester Auszubildender meines Jahrgangs beendet. Heute würde mir dafür eine Begabtenförderung angeboten. Die gab es damals für mich nicht und ich konnte mir schlicht keine Meisterausbildung leisten.

DHB: Gehörte Mut dazu, sich in diesem Handwerk selbstständig zu machen?

Gerald Labitzke: Ja. Denn es ist sehr schwer einen Instrumentenbaumeister zu finden, der einen nach der Lehre einstellen und weiter ausbilden würde. Aber Geigenbauer sind eine besondere Spezies, nicht selten sehr distanziert. Also ging ich nach der Ausbildung erst einmal nach Hamburg zu einem aus China stammenden Händler, der auch hochwertige Geigen vertrieb und in dessen Werkstatt auch Geigen gebaut wurden. Nach einem Jahr fand ich endlich einen Meister, der mich regelmäßig über seine Schulter schauen ließ. Davon zehre ich noch heute.[/vc_column_text][vc_media_grid element_width=“3″ gap=“10″ grid_id=“vc_gid:1609839302628-ca1d7d46-0c2d-9″ include=“122073,122074,122075,122076,122077,122078,122079,122072″][vc_column_text]„Ich wollte nie aus China importierte Geigen einstellen“

 

DHB: Das heißt, Ihrem Handwerk geht viel Wissen und know how verloren?

Gerald Labitzke: Einerseits nimmt so mancher sein Wissen lieber mit ins Grab, als es weiterzugeben – was ich für unseren Beruf und unser Berufsbild sehr schade finde. Andererseits ist es auch ein schwieriges Geschäft. Man muss erst einmal den entsprechenden Umsatz haben, um einem angestellten Gesellen zu bezahlen und dann auch noch die Zeit, dem noch etwas beizubringen.

DHB: 2009 haben Sie sich selbstständig gemacht…

Gerald Labitzke: Die ersten Jahre waren extrem hart. Ich hatte so wenig Aufträge, dass ich den LKW-Führerschein machte. Ich fuhr erst für UPS und dann für einen Bio-Bauern. Später hat mir dann David Garrett ein bißchen geholfen…

DHB: Wie das?

Gerald Labitzke: Er hat viele junge Menschen für das Instrument begeistert. Als er populär wurde, was glauben Sie, wie viele Väter und Mütter plötzlich mit ihren Kindern vor meiner Tür standen. Entweder mit der alten, vom Boden geholten Geige des Großvaters oder einem gebrauchten Instrument, das überholt werden musste.

DHB: Es kam nie in Frage aufzuhören?

Gerald Labitzke: Ich hatte keine andere Wahl, als mich durchzubeißen. Denn es ist nicht einfach, für einen ausgebildeten Instrumentenbauer einen Job zu finden, wenn er nicht selbstständig sein will. Dann bleibt fast nur noch, Instrumenteneinrichter bei einem der Musikalien-Großhändler zu werden. Das kann natürlich auch spannend sein. Aber ich wollte nie dort arbeiten und den lieben langen Tag aus China importierte Geigen einstellen. Allerdings hatte ich einen großen Vorteil: Ich lebe und arbeite auf dem Grundstück meiner Familie, so dass ich keine Gewerbemiete zu zahlen habe.

DHB: …und Sie ihr Handwerk im Nebengewerbe ausüben.

Gerald Labitzke: Nicht ich, das Leben wollte es so. Ich bin einmal vertretungsweise für einen Orchesterwart im Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt eingesprungen. Später bekam ich eine Stelle als Orchesterwart an der Komischen Oper und bin dort bis heute. Und bevor Sie fragen: Ja, natürlich bitten mich auch Kolleg*innen aus dem Orchester, wenn mal etwas an ihren Streichinstrumenten oder Bögen zu machen ist.

DHB: Wie viel Zeit bleibt Ihnen da noch, eigene Instrumente zu bauen?

Gerald Labitzke: Sehr wenig. Es gibt so viele Orchester- und Laienmusiker*innen in Deutschland, dass es immer auch sehr viel Reparaturbedarf gibt, und zumindest bei mir auch einen kleinen Auftragsstau. Es klingt vielleicht merkwürdig. Aber mir verschafft der durch Corona erzwungene kulturelle Stillstand im Land jetzt den Freiraum, lange liegen gebliebene Reparaturaufträge zu erledigen. Meine Kund*innen wird es freuen.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]G. Labitzke Geigenbau
Schönfließer Str. 40
15326 Lebus[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]

www.g-labitzke-geigenbau.de

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033604 448555

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