Grüner Trabi, feiner Zwirn | Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg

Zu Besuch im Handwerk Grüner Trabi, feiner Zwirn

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text] 30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT: DER EINIGUNGSVERTRAG WURDE AM 31. AUGUST 1990 GESCHLOSSEN ER VERÄNDERTE MILLIONEN LEBENSLÄUFE, SICHERTE DEN OSTDEUTSCHEN PERSPEKTIVEN UND VERLANGTE VON IHNEN ENORME ANPASSUNGSLEISTUNGEN. OHNE HANDWERKSBETRIEBE UND LEUTE MIT MUT FÜR DEN WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WÄRE DIE VEREINIGUNG KEINE ERFOLGSGESCHICHTE GEWORDEN. [/vc_column_text][vc_single_image image=“121797″ img_size=“large“][vc_column_text] Einst leitete er den Anlagenbau eines …

Porträt Heinrich Meyer

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30 JAHRE DEUTSCHE EINHEIT: DER EINIGUNGSVERTRAG WURDE AM 31. AUGUST 1990 GESCHLOSSEN ER VERÄNDERTE MILLIONEN LEBENSLÄUFE, SICHERTE DEN OSTDEUTSCHEN PERSPEKTIVEN UND VERLANGTE VON IHNEN ENORME ANPASSUNGSLEISTUNGEN. OHNE HANDWERKSBETRIEBE UND LEUTE MIT MUT FÜR DEN WEG IN DIE SELBSTSTÄNDIGKEIT WÄRE DIE VEREINIGUNG KEINE ERFOLGSGESCHICHTE GEWORDEN.

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Einst leitete er den Anlagenbau eines lufttechnischen Berliner Betriebes. Noch in den Wendewirren gründete er die Berliner Wartungs- und Kundendienst GmbH. Heute besitzt Heinrich Meyer 15 große und kleine Patente und feiert in diesem Jahr das 30jährige Bestehen seines erfolgreichen Unternehmens.

DHB: Wo hat Sie die Wende vor 30 Jahren erwischt?

Heinrich Meyer: In einem Betrieb, der schon vor dem Mauerfall „drüben“ arbeitete. Unsere Monteure wurden in Drilliche Westberliner Firmen gesteckt, ihre F6-Zigaretten gegen HB ausgetauscht. Dann reparierten sie Lüftungskanäle auf der anderen Seite. Es hat sich wohl gelohnt, diese Art der Arbeitnehmerüberlassung zu praktizieren – für beide Seiten.

DHB: Wenn Sie das Wort „Wende“ heute hören, an was denken Sie da?

Heinrich Meyer: An chaotische Verhältnisse. Fragwürdige Privatisierungen und Treuhand-Mitarbeiter. Aber auch an Aufbruchsstimmung. Neuanfang. Und zuverlässige Partner, die ihn für mich möglich machten.

DHB: Woher der Mut, sich noch vor der Einheit selbstständig zu machen?

Heinrich Meyer: Selbstbewusstsein. Und eine Frau, die aus einer Handwerkerfamilie kam und hartnäckig insistierte. Ich kannte unsere alten Partner in Westberlin. Mit einem gründete ich eines der ersten Ost-West-Joint Venture in Berlin. Wir hatten Dank unsere „Westaufträge“ schon zu DDR-Zeiten die modernsten Geräte und wussten, wie „drüben“ gearbeitet wird. Was sollte schiefgehen?

DHB: Wie haben Sie Ihre ersten Aufträge aquiriert?

Heinrich Meyer: Mit meinem grünen Trabi. Den ließ ich immer um die Ecke stehen, bevor ich in feinem Zwirn Klinken putzen ging. Hat funktioniert.

DHB: Erzählen Sie mir nicht, dass alles glatt lief?

Heinrich Meyer: Weil ich schon im Mai 1990 gründete, der Einigungsvertrag noch nicht unterschrieben war, bekam ich keinerlei Fördermittel, wie viele spätere Gründer. Die Vorurteile uns „Ossis“ gegenüber waren zum Teil nicht nachvollziehbar.

„Sie kommen aus dem Osten? Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!“

DHB: Sprechen Sie jetzt von der Treuhand?

Heinrich Meyer: Auch. Als ich mit meinem Westberliner Gesellschafter 1991 auf dem alten IFA-Gelände in Ludwigsfelde eine Halle kaufen wollten, mussten wir zur Treuhand. Da saß ein junger Mann, lehnte sich zurück und eröffnete uns frei heraus: Wissen Sie, bis dieses Haus hier geschlossen wird, bin ich saniert. Wir fragten zurück: Reden Sie gerade wirklich von Bakschisch? Er sagte: So würde ich es nicht nennen. Wir standen auf und gingen. Die Halle haben wir natürlich nicht bekommen.

DHB: Erinnern Sie sich an Ihre ersten Aufträge?

Heinrich Meyer: Einer war die Reparatur einer Lüftungsanlage eines Berliner Nobelrestaurants. Wir brauchten Material und bekamen auf unsere Anforderung keine Antwort. Die hatten unsere Bestellung einfach ignoriert. Erst als ich anrief und den Namen unseres Westberliner Gesellschafters nannte, bekamen wir die Ware. Sofort – und mit hohen Rabatten. Wie viel solcher Geschichten wollen sie noch hören?

DHB: Das heißt, man stellte Ihre Qualifikation in Frage?

Heinrich Meyer: Ich habe in Köthen Anlagenbau studiert. Es war eine der wenigen technischen  Hochschulen der DDR, die auf ihrem Gebiet auch international anerkannt war. So, dass dort auch Studenten aus Westeuropa ihren Abschluss machten. Wir hatten schon vor dem Mauerfall 10 Jahre lang Klima- und Lüftungsanlagen im Osten und Westen gebaut. Und dann sagt dir ein Manager einer großen Westberliner Firma plötzlich. Sie kommen aus dem Osten! Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!

DHB: Hatten Sie das Startkapital eigentlich auf der hohen Kante?

Heinrich Meyer: Wissen Sie was ich als Abteilungsleiter verdiente? Etwas über 800 DDR-Mark. Nein, für meinen Firmenanteil musste ich bei Verwandten Schuldscheine unterschreiben. Die waren zum Glück Dank guter Auftragslage bald beglichen.

DHB: Wie reagierten Westberliner Firmen auf die neue Konkurrenz aus dem Osten?

Heinrich Meyer: Unterschiedlich. Einmal wurden wir von einer Westberliner SHK-Firma vor dem Landgericht verklagt, wegen unseres Firmennamens. Unlauterer Wettbewerbsvorteil, so der Vorwurf. Angedroht war zusätzlich ein Bußgeld in fünfstelligem Bereich. Ich war fix und fertig, denn das Registergericht hatte den Namen ja genehmigt. Ich ging mit einer schweren Grippe zum Prozess und habe gewonnen.

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DHB: Sprechen Sie jetzt von der Treuhand?

Heinrich Meyer: Auch. Als ich mit meinem Westberliner Gesellschafter 1991 auf dem alten IFA-Gelände in Ludwigsfelde eine Halle kaufen wollten, mussten wir zur Treuhand. Da saß ein junger Mann, lehnte sich zurück und eröffnete uns frei heraus: Wissen Sie, bis dieses Haus hier geschlossen wird, bin ich saniert. Wir fragten zurück: Reden Sie gerade wirklich von Bakschisch? Er sagte: So würde ich es nicht nennen. Wir standen auf und gingen. Die Halle haben wir natürlich nicht bekommen.

DHB: Erinnern Sie sich an Ihre ersten Aufträge?

Heinrich Meyer: Einer war die Reparatur einer Lüftungsanlage eines Berliner Nobelrestaurants. Wir brauchten Material und bekamen auf unsere Anforderung keine Antwort. Die hatten unsere Bestellung einfach ignoriert. Erst als ich anrief und den Namen unseres Westberliner Gesellschafters nannte, bekamen wir die Ware. Sofort – und mit hohen Rabatten. Wie viel solcher Geschichten wollen sie noch hören?

DHB: Das heißt, man stellte Ihre Qualifikation in Frage?

Heinrich Meyer: Ich habe in Köthen Anlagenbau studiert. Es war eine der wenigen technischen  Hochschulen der DDR, die auf ihrem Gebiet auch international anerkannt war. So, dass dort auch Studenten aus Westeuropa ihren Abschluss machten. Wir hatten schon vor dem Mauerfall 10 Jahre lang Klima- und Lüftungsanlagen im Osten und Westen gebaut. Und dann sagt dir ein Manager einer großen Westberliner Firma plötzlich. Sie kommen aus dem Osten! Sie können doch keine Lüftungsanlagen bauen!

DHB: Hatten Sie das Startkapital eigentlich auf der hohen Kante?

Heinrich Meyer: Wissen Sie was ich als Abteilungsleiter verdiente? Etwas über 800 DDR-Mark. Nein, für meinen Firmenanteil musste ich bei Verwandten Schuldscheine unterschreiben. Die waren zum Glück Dank guter Auftragslage bald beglichen.

DHB: Wie reagierten Westberliner Firmen auf die neue Konkurrenz aus dem Osten?

Heinrich Meyer: Unterschiedlich. Einmal wurden wir von einer Westberliner SHK-Firma vor dem Landgericht verklagt, wegen unseres Firmennamens. Unlauterer Wettbewerbsvorteil, so der Vorwurf. Angedroht war zusätzlich ein Bußgeld in fünfstelligem Bereich. Ich war fix und fertig, denn das Registergericht hatte den Namen ja genehmigt. Ich ging mit einer schweren Grippe zum Prozess und habe gewonnen.

„Der heutige Arbeitskräftemangel ist genauso ungesund für die Wirtschaft wie die Massenarbeitslosigkeit der 1990er Jahre“

DHB: Sie haben sich also nicht über den Tisch ziehen lassen…

Heinrich Meyer: Das ich nicht lache. Auch ich habe anfangs einem Berater unserer damaligen Hausbank vertraut. Der stellte mir das Geld für eine notwendige Investition sofort zur Verfügung.  Er behauptete, der Kredit sei abgesichert, was sich später als falsch herausstellte. Im Ergebnis musste ich Haus und Hof verpfänden.

DHB: Was macht das mit einem?

Heinrich Meyer: Es gerbt Dir das Fell. Aber es dauert. Wildwestmanieren waren an der Tagesordnung. Rechnungen wurden nicht bezahlt. Wer da nicht standfest war, konnte schnell untergehen. Ich war mehr als einmal in emotionalen Ausnahmesituationen.

DHB: 1995 haben Sie ihren neuen Firmensitz in Erkner gebaut?

Heinrich Meyer: Da war ich schon schuldenfrei. Alle Gewinne wurden sofort reinvestiert. Es gab Auftraggeber, die kamen unangekündigt und ließen sich unsere Monteurautos zeigen oder schauten sich die Firma an. Wäre das alles alt und unaufgeräumt gewesen, hätte es keinen Auftrag gegeben. Damals hatten wir schon 30 Mitarbeiter.

DHB: … und waren bundesweit unterwegs.

Heinrich Meyer: Das kann sich heute auch kaum noch eine Handwerksfirma leisten, seit die Anfahrtszeit zu den Baustellen als Arbeitszeit gilt. Früher galten auf dem Bau zwei Stunden Anfahrtszeit als normal. Heute finden Sie keine Mitarbeiter mehr, die bereit sind, lange Arbeitswege in Kauf zu nehmen. Die Kultur der sogenannten „work-life-balance“ hat die Arbeitswelt extrem verändert.

DHB: Sie klingen, als wären Sie darüber nicht sehr glücklich?

Heinrich Meyer: Ich wünsche mir keinesfalls die Situation der Massenarbeitslosigkeit der 1990er Jahre zurück. Aber der heutige Arbeitskräftemangel ist ebenso ungesund für die Wirtschaft. Heute ist ein Konkurrenzkampf um Arbeitskräfte entbrannt, dass selbst unzuverlässige Mitarbeiter Forderungen stellen können, die an der Realität voreigehen.

DHB: Hinter Ihnen an der Wand hängen 15 Urkunden…

Heinrich Meyer: Das sind Patente, die ich in den letzten 12 Jahren bekommen habe.

DHB: Welches ist Ihnen das Wichtigste?

Heinrich Meyer: Eines Tages erzählte mir ein Manager eines Autokonzerns, das viele Hersteller extreme Probleme mit korrodierten Entlüftungsanlagen in ihren Lackierstraßen hätten. Als ich mir das angesehen habe, fiel ich aus allen Wolken. Das sah aus einer anderen Zeit. Ich befasste mich mit dem Problem und fand eine Lösung. Darauf habe ich heute weltweite Patente. Und bin wirklich stolz darauf.

„Die Zulassung zu bestimmten Studienberufen sollte an den vorherigen Abschluss einer Berufsausbildung gekoppelt werden“

DHB: Wie ist die Ausbildungssituation in Ihrem Betrieb?

Heinrich Meyer: Schwierig. Wie für die meisten Unternehmen zurzeit. Bei vielen Bewerbern fehlt es an grundlegenden Kenntnissen in Mathematik und Physik. Um Montageberichte zu lesen, brauchte ich oft einen Graphologen. Das ist einfacher geworden, seitdem wir Tabletts benutzen.

DHB: Was muss sich ändern?

Heinrich Meyer: Das Bildungssystem. Zum Abitur dürfen nur noch Schüler zugelassen werden, die bundeseinheitlich gleich hohe Mindestanforderungen erfüllen. Da darf es keinen Rabatt geben. Wir sollten wieder mehr Wert auf eine breitere Allgemeinbildung, eine gute Real- oder Hauptschulausbildung legen. Es sollte keine Möglichkeit geben, Fächer, die man nicht mag, abzuwählen. Der Praxisbezug muss verbessert werden.

DHB: Wie stellen Sie sich das vor?

Heinrich Meyer: In der DDR arbeiteten Schüler ab der 6. Klasse regelmäßig in Betrieben. Das ist heute illusorisch. Aber warum wird eigentlich nicht in die Schaffung weiterer überbetrieblicher Ausbildungszentren investiert. Sie könnten die meist ineffektiven Schülerpraktika ersetzen und stattdessen eine praxisorientierte Schülerausbildung anbieten, die zum Pflichtunterricht gehört. Hier würden sie die vielfältigen Berufsbilder und damit verbundenen Tätigkeiten und Maschinen kennenlernen. Aber auch die Freude, die es macht, etwas mit eigenen Händen zu schaffen.

DHB: Das würde viel Geld kosten, weil jeder Landkreis in Deutschland mehrere solche Zentren bräuchte?

Heinrich Meyer: Es wäre aber eine sinnvolle Investition in die Zukunft. Denn mit Hilfe solcher Ausbildungszentren könnten Schüler berufsorientierter als heute auf die Gymnasien gehen. Man könnte auch diskutieren, ob es nicht sinnvoll ist, Zulassungen zu bestimmten Berufen an eine vorherige Berufs- oder duale Ausbildung zu koppeln. Ein Medizinstudium ist ja auch an einen numerus clausus gekoppelt.

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