Keine Angst vorm Strom | Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg

Zu Besuch im Handwerk Keine Angst vorm Strom

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]30 Jahre Deutsche Einheit: Der Einigungsvertrag wurde am 31. August 1990 geschlossen und er veränderte Millionen Lebensläufe, sicherte den Ostdeutschen Perspektiven und verlangte von ihnen enorme Anpassungsleistungen. Ohne Handwerksbetriebe und Leute mit Mut für den Weg in die Selbstständigkeit wäre die Vereinigung keine Erfolgsgeschichte geworden. Einer von ihnen: Uwe Martin (62). Seit 1989 ist …

[vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]30 Jahre Deutsche Einheit: Der Einigungsvertrag wurde am 31. August 1990 geschlossen und er veränderte Millionen Lebensläufe, sicherte den Ostdeutschen Perspektiven und verlangte von ihnen enorme Anpassungsleistungen. Ohne Handwerksbetriebe und Leute mit Mut für den Weg in die Selbstständigkeit wäre die Vereinigung keine Erfolgsgeschichte geworden. Einer von ihnen: Uwe Martin (62). Seit 1989 ist er mit Leib und Seele Karosseriebaumeister. Im selben Jahr erhielt er nach langem Warten seinen Gewerbeschein. Und startete mit seinem Unternehmen in eine schwierige Zeit.
[/vc_column_text][vc_single_image image=“120828″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Herr Martin, wo waren Sie, als die Deutsche Einheit per Vertrag besiegelt wurde?

Uwe Martin: Genau weiß ich das nicht mehr. Wahrscheinlich in meiner Werkstatt im Radio. Denn sieben Monate zuvor hatte ich mich selbstständig gemacht und hatte gut zu tun.

DHB: Sie hatten schon vor der Wende eine eigene Werkstatt?

Uwe Martin: Nach meiner Lehrzeit bei Autotrans Berlin, pendelte ich jahrelang von Strausberg bis nach Berlin-Pankow. Das war damals jeden Tag eine kleine Weltreise. Als ich eine Familie hatte, wurde mir das zu viel. Ich arbeitete dann bei einem privaten Karosseriebauer in Hoppegarten. Nebenbei aber baute ich mir auf meinem Grundstück eine eigene Werkstatt.

DHB: Klingt als hätten Sie schon damals von der Selbstständigkeit geträumt?

Uwe Martin: Habe ich auch. Mein Großvater hatte eine Bäckerei in Grimma. Mein Vater später in Strausberg. Ursprünglich wollte ich Goldschmied werden. Aber kein Meister wollte mich als Lehrling nehmen. Auch eine Lehre im KFZ-Bereich zu kriegen, war in der DDR nicht einfach. Ich hatte Glück. Im Karosseriebau war noch eine Lehrstelle frei. Schon während der Lehrzeit träumte ich von einer eigenen Werkstatt.

DHB: Sie haben schon drei Jahre vor der Wende einen Gewerbeschein beantragt?

Uwe Martin: Das stimmt. Aber um das zu kriegen, dazu musste ich erst meinen Meisterbrief erwerben und Umbauten auf meinem Grundstück machen, um Brandschutzauflagen zu erfüllen.

DHB: Und? Kam der Schein?

Uwe Martin: Als ich schon gar nicht mehr damit rechnete. 1989 lag er eines Tages im Briefkasten. Ich fertigte mir sofort ein Schild, um es stolz vor meiner Werkstatt in Bruchmühle anzubringen: Uwe Martin – Karosseriebau. Es muss noch irgendwo sein.

DHB: Wie war der Start?

Uwe Martin:  Das Auftragsbuch war sofort für ein Jahr im Voraus voll – mit Aufträgen für die Reparatur von Wartburg und B 1000 für Handwerker und Betriebe.

DHB:  Im Jahr der Einheit klapperten sie dann aber Autohäuser in Westberlin ab. Warum?

Uwe Martin: Weil es mir so ging, wie vielen nach dem Fall der Mauer, nach Einigungsvertrag und Währungsunion. Viele Kunden sagten Tschüß und weg waren sie mit ihren neuen gebrauchten Westautos. Ich suchte also Partner, für die ich als Subunternehmer Reparaturen übernehmen könnte. Das Jahr der Einheit war auch für mich ein hartes Jahr. In doppelter Hinsicht.

DHB: In doppelter Hinsicht?

Uwe Martin: Ja. Zum einen waren plötzlich viele Kunden weg. Zum anderen erlebte ich die Arroganz der Westberliner Autohäuser, bei denen ich mich damals bewarb. Man gab mir zu verstehen, dass man mich nicht für fähig hielt….

DHB: Das hat sie gewurmt?

Uwe Martin: Nein. Angespornt. Ich habe meine Werkstatt vergrößert. Hab investiert. Wurde so groß, dass ich in ein Gewerbegebiet umziehen musste. Und sehen Sie, ich bin noch da. Ich beschäftige sieben Angestellte, habe seitdem zehn Lehrlinge ausgebildet. Darauf bin ich stolz.

DHB: Die deutsche Autoindustrie steht vor einem radikalen Umbruch…

Uwe Martin: … und das wird die Autohäuser hart treffen.

DHB: Wie meinen Sie das?

Uwe Martin: Ich sag’s mal so: Einige haben Angst vorm Strom

DHB: Angst vorm Strom?!

Uwe Martin: Es ist doch ganz klar: Der Verbrennungsmotor ist ein Auslaufmodell. Die Wartungsintervalle bestimmter Autos liegen heute bereits bei 30 000 Kilometer. Der ganze Service, mit dem die Werkstätten heute ihr Brot verdienen, wird in nicht so ferner Zukunft kein Geld mehr einbringen. Darauf muss man sich einstellen.

DHB: Wie?

Uwe Martin: Man muss sich intensiv mit Elektromotoren und Batterietechnik beschäftigen. Das aber ist Hochvolttechnik. Davor stehen offenbar vielen die Haare zu Berge als fürchteten sie einen elektrischen Schlag.

DHB: Sie fürchten diesen Schlag nicht?

Uwe Martin: Ich habe immer versucht, mit der Zeit zu gehen. Ich war der Erste in Strausberg, der Fahrzeuge auf Gas umgerüstet hat. Einige Konkurrenten wollten das nachmachen, haben aber bald wieder aufgegeben. Man benötigt eben für alles Wissen, Herzblut für die Sache und Expertise.

DHB: Ich habe draußen E-Scooter der Deutschen Post gesehen.

Uwe Martin: Wir müssen uns mit Batterietechnik beschäftigen. Uns vorbereiten auf E-Mobilität. Aus diesem Grund habe ich mit der Deutschen Post Wartungsverträge für ihre E-Transporter abgeschlossen. Um zu lernen. Als wir damit begannen, war so wenig Wissen vorhanden, dass wir mit einem Ingenieur vom Hersteller zusammenarbeiten mussten. Also man darf die Herausforderung nicht scheuen. Man muss sie angehen. Ohne „Hochvolt-Schein“ wird wohl bald keiner im KFZ-Gewerbe mehr einen Gesellenbrief bekommen…

DHB: Haben auch Sie Nachwuchsprobleme?

Uwe Martin: Ganz klar. Ja! Die Suche nach guten Lehrlingen ist heute die wichtigste Herausforderung. Und sie ist so schwer zu meistern, weil immer weniger junge Menschen körperlich arbeiten, etwas mit ihren Händen machen wollen. Können wir Schüler für unser Handwerk so begeistern wie für ein neues Computerspiel oder eine neue Videoplattform? Ich bin mir nicht sicher. Aber wir müssen es versuchen.

DHB: Wie könnte das aussehen?

Uwe Martin: Das Handwerk macht schon viel. Aber allein kann es diese Aufgabe nicht stemmen. Ich glaube, hier muss bereits in den Schulen was passieren. Wenn man in der Jugend nicht vermittelt bekommt, wie erfüllend es sein kann, mit eigenen Händen etwas zu schaffen, zu bauen, zu schweißen, was auch immer, dann ist das im Lehrlingsalter schwer nachzuholen. Oft fehlt mir auch die Neugier. Wie funktioniert das? Warum bewegt sich das? Wie wird das gebaut? Warum ist etwas so, wie es ist? Geht das nicht auch anders?

DHB: Was macht Ihnen am meisten Sorge?

Uwe Martin: Wir Altmeister werden eines Tages feststellen: Da ist niemand mehr, dem wir unser Wissen weitergeben können. Aber wer wird dann der Generation der „digital natives“ die Fenster einsetzen, das E-Auto reparieren oder die Dächer decken… Interview: Mirko Schwanitz[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-map-marker“]Karosseriebau Uwe  Martin
Lehmkuhlenring 12
15344 Strausberg[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-phone“]03341 250 000[/vc_message][vc_message icon_fontawesome=“fa fa-globe“]www.automartin.de[/vc_message][vc_column_text]Logo: Zu Besuch im Handwerk[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]