Pickel vom Nickel | Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg

Allgemein Pickel vom Nickel

[vc_row][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Das Geschäft von Ekkehard Matzdorf war eine Institution in Bad Freienwalde. Inzwischen ist der beliebte Uhrmachermeister im verdienten Ruhestand. Fast hätte die Übergabe an den Sohn geklappt. Hätte es da nicht die eine politische Entscheidung gegeben…[/vc_column_text][vc_single_image image=“102552″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Als 1990 der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde, waren Sie bereits selbstständiger Handwerksmeister? Ekkehard Matzdorf: Meister bin ich …

[vc_row][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Das Geschäft von Ekkehard Matzdorf war eine Institution in Bad Freienwalde. Inzwischen ist der beliebte Uhrmachermeister im verdienten Ruhestand. Fast hätte die Übergabe an den Sohn geklappt. Hätte es da nicht die eine politische Entscheidung gegeben…[/vc_column_text][vc_single_image image=“102552″ img_size=“large“][vc_column_text]DHB: Als 1990 der Einigungsvertrag unterzeichnet wurde, waren Sie bereits selbstständiger Handwerksmeister?

Ekkehard Matzdorf: Meister bin ich seit 1963. Selbstständiger Meister seit 1985. Das ist eine lange Geschichte.

DHB: Erzählen Sie!

Ekkehard Matzdorf: Als ich zur Berufsschule ging, lag Berlin noch in Trümmern. Mein Vater war selbstständiger Schneidermeister. Er hatte die Anzeige eines Uhrmachers in Eberswalde gelesen. Ich hatte nie daran gedacht, Uhrmacher zu werden. Aber Lehrstellen waren Mangelware. Also fügte ich mich. Wir fuhren hin. Klopften an….

DHB:  … und als sie wieder rauskamen, waren vier Wochen Probezeit vereinbart…

Ekkehard Matzdorf: Genau. Das waren harte Wochen! Ich schluckte ganz schön. Was man da alles können sollte! Aber ich hab mich durchgebissen.

DHB: Klingt nicht nach Liebe auf den ersten Blick?

Ekkehard Matzdorf (lacht): Ich war jung, ein lebenslustiger Bursche. Glauben Sie mir: damals dachte ich nicht nur an Uhren. Und schon gar nicht daran, den Meister zu machen. Nach der Lehre fing ich dann hier bei einem Uhrmacher als Geselle an.

DHB: Und haben später dessen Geschäft übernommen?

Ekkehard Matzdorf: Das war unglaublich. Der alte Meister verfügte auf dem Sterbebett, dass ich das Geschäft weiterführen sollte.

DHB: Aber ging das denn? Als Geselle?

Ekkehard Matzdorf: Die Übergabe erfolgte fünf Jahre vor dem Fall der Mauer. Da war ich schon lange Meister. Den hatte ich nämlich gleich nach der Lehre gemacht. Übrigens auf Druck meiner Mutter. Ich wollte eigentlich nicht, fügte mich aber erneut. Diesmal, um meine Ruhe zu haben (lacht). Aber es war goldrichtig.

DHB: Gutes Stichwort. Hatte man denn als Uhrmachermeister in der DDR ein gutes Auskommen?

Ekkehard Matzdorf: Was denken Sie denn! Ich musste rasch selbst einen Gesellen einstellen, um die Arbeit zu schaffen. Früher haben wir nur Armbanduhren repariert. Aber ich nahm auch Pendeluhren und Regulatoren an. Oft habe ich bis 23 Uhr arbeiten müssen, um all die Aufträge zu schaffen.

DHB: Dann fiel die Mauer. Und wenig später wurde der Einigungsvertrag unterzeichnet. Für viele änderte sich alles. Auch für Sie?

Ekkehard Matzdorf: Ja. Fast von heute auf morgen spürten wir: Von Reparaturen konnten wir nicht mehr leben. Ich musste meinen Gesellen entlassen. Die Menschen wollten neue Uhren, neuen Schmuck. Und es zogen Leute übers Land, die viel minderwertige Ware verkauften. Mit Kupfer vermischtes Gold. Und die Kunden bekamen Pickel vom Nickel.

DHB: Was war die Herausforderung?

Ekkehard Matzdorf: Wir mussten investieren. Wir bekamen zum Glück einen Kredit, weil wir Sicherheiten hatten. Damit kauften wir uns eine neue Ladeneinrichtung und konnten unser Geschäft um den Uhren- und Schmuckverkauf erweitern. Meine Frau Rositha hatte eine kaufmännische Ausbildung. Das half sehr.  Sie wurde Frontfrau. Ich war hinter der Bühne, in der Werkstatt. Nur als Team kamen wir durch diese Zeit. Erfolgreich.

DHB: Ihr Laden war eine Institution in der Stadt. War. Denn es gibt ihn nicht mehr. Warum hat es mit der Nachfolge nicht geklappt?

Ekkehard Matzdorf: Die Nachfolge war eigentlich schon gesichert. Unser Sohn ist schließlich auch Uhrmachermeister und Betriebswirt des Handwerks. Doch 1993 gab es eine für unsere Stadt verheerende politische Entscheidung.

DHB: Wieso? Was war passiert?

Ekkehard Matzdorf: Bad Freienwalde wurde der Status der Kreisstadt entzogen. Seitdem befindet sich die Stadt im Niedergang. Als unser Sohn seine Ausbildung machte, wurde klar: Es wird sehr, sehr schwer, hier weiter ein Uhren- und Juweliergeschäft zu betreiben. Unser Sohn arbeitet heute bei Lange & Söhne in Glashütte. Hier hätte er keine Perspektiven

DHB: Spüren Sie, dass Sie Ihren einstigen Kunden fehlen?

Ekkehard Matzdorf: Ab und zu kommen noch Kunden, die uns erzählen, dass sie unser Geschäft vermissen, die gute Beratung meiner Frau. Sie hatte dafür gesorgt, dass mein Arbeitstisch und meine Werkzeuge bei Auflösung des Geschäftes zu uns ins Haus kamen. Und ja, manchmal bringt auch noch einer eine Uhr zur Reparatur vorbei. Da freuen sich meine Hände.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/4″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_column_text]Logo_Zu_Besuch_im_Handwerk_onlineanwendungen[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]