„Manchmal repariere ich auch Erinnerungen“ | Handwerkskammer Frankfurt (Oder) Region Ostbrandenburg

Allgemein „Manchmal repariere ich auch Erinnerungen“

[vc_row][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Vor 35 Jahren machte Uhrmacher Heiko Friedrich seinen Meisterbrief. Damals musste er das Material und die eigene Drehbank zur Prüfung mitbringen. Die Zeiten sind moderner geworden. Ohne die alte Drehbank aber geht in seiner Werkstatt auch heute nichts.[/vc_column_text][vc_single_image image=“87608″ img_size=“medium“][vc_column_text]Die Rückkehr zur Meisterpflicht – für Uhrmachermeister Heiko Friedrich aus Gosen ist das die gute …

[vc_row][vc_column width=“3/4″][vc_column_text]Vor 35 Jahren machte Uhrmacher Heiko Friedrich seinen Meisterbrief. Damals musste er das Material und die eigene Drehbank zur Prüfung mitbringen. Die Zeiten sind moderner geworden. Ohne die alte Drehbank aber geht in seiner Werkstatt auch heute nichts.[/vc_column_text][vc_single_image image=“87608″ img_size=“medium“][vc_column_text]Die Rückkehr zur Meisterpflicht – für Uhrmachermeister Heiko Friedrich aus Gosen ist das die gute Nachricht des Jahres 2019. Nur das Wort „Rückkehr“ stimme nicht so ganz. „Es müsste eigentlich ‚Rückgabe‘ heißen. Schließlich kehren nicht wir zur Meisterpflicht zurück – die Politik gibt etwas zurück, dass sie dem Handwerk vor 15 Jahren gestohlen hat. Jetzt, wo mit dem gravierenden Fachkräftemangel die Folgen dieser Fehlentscheidung für alle sichtbar werden, lenken die Politiker ein. Und auch das nur halbherzig. Die Goldschmiede zum Beispiel erhielten die Meisterpflicht nicht zurück.“ Heiko Friedrich weiß, wovon er spricht. Er hat oft Uhren in der Werkstatt, die an irgendeinem Servicepoint in Reparatur gegeben wurden. „Golduhren, die dann hinten völlig zerkratzt sind, weil sie von irgendwelchen Pfuschern mit Gewalt geöffnet wurden oder mit den falschen Werkzeugen.“ Heiko Friedrichs Vater war selbst Goldschmiedemeister. „Er wollte, dass ich mal sein Nachfolger werde. Aber ich hatte nicht die künstlerische Ader, die man als Goldschmied eben braucht.“ Friedrich war elf oder zwölf, als er einen Uhrmachermeister in Berlin-Schöneweide besuchte. „Da muss bei mir etwas Klick gemacht haben. Ich war fasziniert, wie dort kleinste Teile und Rädchen zu funktionierenden Uhren zusammengesetzt wurden.“ Er erinnert sich noch genau an seine Lehrzeit. „Wenn du wirklich was lernen willst, bleib eine Stunde länger. Das war einer der wichtigsten Sätze meines Meisters.“ Engagement. Das ist etwas, was heute manchem jungen Menschen fehle, der zunächst nach dem Verdienst, als zweites nach der Freizeit und erst als drittes danach frage, was er in einer Ausbildung lernen könne. Die eigene Meisterprüfung? „War hart. In der DDR war alles Mangelware. Ich musste nicht nur das Material, sondern auch die Drehbank für mein Meisterstück zur Prüfung mitbringen.“ Noch heute hängt die Zeichnung der Unruhe, die er damals aus einem Stück Rundmessing herstellen musste, an der Wand. Kurz bevor die Mauer fiel, übernahm Heiko Friedrich die Werkstatt eines alten Uhrmachermeisters. „Die Wendezeit machte aus mir aber eher einen Kaufmann. Die Leute wussten mechanische Uhren nicht mehr zu schätzen. Alle waren verrückt nach Quartzuhren und billigem Goldschmuck. Viele Jahre war ich wohl mehr ein Schmuck- und Uhrenhändler. Aber es tat mir weh, wenn ich sah, wie in der Werkstatt die Spinnen ihre Netze webten.“ Eine Mieterhöhung änderte schließlich alles. „Die wollten für mein Geschäft im Prenzlauer Berg plötzlich fast die doppelte Miete, knapp 1600 Euro. Da entschloss ich mich, mein Geschäft aufzugeben und nach Brandenburg zu gehen.“ Jetzt habe ich in Gosen eine Werkstatt und arbeite für mehrere Uhrmacher- und Goldschmiedemeister. Oft bringe ich hier sehr alte Uhren wieder zum Ticken. Uhren, die nicht unbedingt einen historischen Wert haben. Wohl aber für ihre Besitzer, weil sich für sie mit den Uhren etwas Besonderes verbindet. Ich könnte auch sagen: ich repariere Erinnerungen. Und wenn ich dann das Leuchten in den Augen meiner Kunden sehe, weiß ich – ich habe vor 35 Jahren die richtige Entscheidung getroffen.“[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/4″][cq_vc_employee name=“schwanitz“][vc_column_text]Logo_Zu_Besuch_im_Handwerk_onlineanwendungen[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]